Lernunterlage - Betriebliche Informationssysteme: Unterschied zwischen den Versionen
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Betriebliche Informationssysteme können nach verschiedenen Aspekten eingeteilt werden, eine übliche Darstellung ist die Einteilung bzw. Gliederung nach dem Anwendungsgebiet (siehe dazu Abbildung | Betriebliche Informationssysteme können nach verschiedenen Aspekten eingeteilt werden, eine übliche Darstellung ist die Einteilung bzw. Gliederung nach dem Anwendungsgebiet (siehe dazu Abbildung "Gliederung nach Anwendungsgebieten") <ref>Grafik in Anlehnung an Hansen+09, 141</ref> .<br> | ||
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'''Transaktionssysteme'''<br> | <br>'''Transaktionssysteme'''<br> | ||
Die Aufgabe von Transaktionssystemen liegt in erster Linie in der Unterstützung der Geschäftstransaktionen, d.h. in der möglichst effizienten Abwicklung des Tagesgeschäfts. In diese Kategorie fallen etwa Produktionsplanungs- und Produktionssteuerungssysteme, Warenwirtschaftssysteme und andere branchenspezifische Anwendungssysteme, welche die jeweiligen Kernprozesse optimal unterstützen. Diese Systeme werden auch operative Anwendungssysteme genannt, eine allgemein übliche Abkürzung dafür ist OLTP (Online Transaction Processing Systems).<br> | Die Aufgabe von Transaktionssystemen liegt in erster Linie in der Unterstützung der Geschäftstransaktionen, d.h. in der möglichst effizienten Abwicklung des Tagesgeschäfts. In diese Kategorie fallen etwa Produktionsplanungs- und Produktionssteuerungssysteme, Warenwirtschaftssysteme und andere branchenspezifische Anwendungssysteme, welche die jeweiligen Kernprozesse optimal unterstützen. Diese Systeme werden auch operative Anwendungssysteme genannt, eine allgemein übliche Abkürzung dafür ist OLTP (Online Transaction Processing Systems).<br><br> | ||
Wesentliche Merkmale von Transaktionssystemen sind: | Wesentliche Merkmale von Transaktionssystemen sind: | ||
* Rasche Antwortzeiten: Kurze Zeiträume vom Absetzen einer Verarbeitungs-anfrage bis zur Ermittlung und Präsentation des Verarbeitungsergebnisses, | * Rasche Antwortzeiten: Kurze Zeiträume vom Absetzen einer Verarbeitungs-anfrage bis zur Ermittlung und Präsentation des Verarbeitungsergebnisses, | ||
* Transaktionssicherheit: Sichere Verarbeitung parallellaufender Prozesse, Absicherung gegen Datenfehler bei unerwarteten Systemzuständen durch Implementierung von Datensicherheitskonzepten (z.B. Commitment Control) und | * Transaktionssicherheit: Sichere Verarbeitung parallellaufender Prozesse, Absicherung gegen Datenfehler bei unerwarteten Systemzuständen durch Implementierung von Datensicherheitskonzepten (z.B. Commitment Control) und | ||
* Hohe Durchsatzraten: Möglichkeit der gleichzeitigen Bearbeitung vieler Geschäftsvorfälle pro Zeiteinheit. | * Hohe Durchsatzraten: Möglichkeit der gleichzeitigen Bearbeitung vieler Geschäftsvorfälle pro Zeiteinheit.<br> | ||
'''Administrationssysteme'''<br> | <br>'''Administrationssysteme'''<br> | ||
Der Aufgabenbereich der Administrationssysteme besteht in der Unterstützung der Verwaltung eines Unternehmens, also der Aufzeichnung, Steuerung und Berichtsbildung aller im Bereich der Finanzbuchhaltung, dem Personalmanagement, der Unternehmensorganisation und der Informationstechnologie resultierenden Aufgaben.<br> | Der Aufgabenbereich der Administrationssysteme besteht in der Unterstützung der Verwaltung eines Unternehmens, also der Aufzeichnung, Steuerung und Berichtsbildung aller im Bereich der Finanzbuchhaltung, dem Personalmanagement, der Unternehmensorganisation und der Informationstechnologie resultierenden Aufgaben.<br> | ||
Administrationssysteme entsprechen im Regelfall der Abbildung von sekundären Geschäftsprozessen (Supportprozessen) und sind deshalb typischerweise branchenneutral ausgelegt.<br>'''Querschnittssysteme'''<br> | Administrationssysteme entsprechen im Regelfall der Abbildung von sekundären Geschäftsprozessen (Supportprozessen) und sind deshalb typischerweise branchenneutral ausgelegt.<br><br>'''Querschnittssysteme'''<br> | ||
Dieser Systemtyp ist in nahezu allen Bereichen eines Unternehmens anzutreffen und dient dazu, Kommunikations- und Berichtsaufgaben von Mitarbeiter*innen zu unterstützen. Dazu zählen neben Officesystemen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationstools) auch E-Mail-Systeme und Systeme, welche die Gruppenzusammenarbeit unterstützen.<br> | Dieser Systemtyp ist in nahezu allen Bereichen eines Unternehmens anzutreffen und dient dazu, Kommunikations- und Berichtsaufgaben von Mitarbeiter*innen zu unterstützen. Dazu zählen neben Officesystemen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationstools) auch E-Mail-Systeme und Systeme, welche die Gruppenzusammenarbeit unterstützen.<br> | ||
In diesen Anwendungsbereich fallen auch Methoden des Wissensmanagements und der künstlichen Intelligenz, mit deren Hilfe menschliches Expertenwissen aufbereitet und informationstechnologisch nutzbar gemacht wird.<br>'''Business Intelligence'''<br> | In diesen Anwendungsbereich fallen auch Methoden des Wissensmanagements und der künstlichen Intelligenz, mit deren Hilfe menschliches Expertenwissen aufbereitet und informationstechnologisch nutzbar gemacht wird.<br><br>'''Business Intelligence'''<br> | ||
In den Bereich der Business Intelligence fallen Systeme, die aus der großen Menge täglich anfallender Daten entscheidungs- und führungsrelevante Informationen generieren.<br> | In den Bereich der Business Intelligence fallen Systeme, die aus der großen Menge täglich anfallender Daten entscheidungs- und führungsrelevante Informationen generieren.<br> | ||
Dazu gehören Data Warehouse-Systeme, Data Mining Systeme und Führungs- und Entscheidungsunterstützungssysteme.<br> | Dazu gehören Data Warehouse-Systeme, Data Mining Systeme und Führungs- und Entscheidungsunterstützungssysteme.<br> | ||
Unter Führungssystemen versteht man alle Anwendungen und Hilfsmittel, die einem/r Mitarbeiter*in mit Führungsaufgaben Unterstützung bei der Ausübung seiner/ihrer Tätigkeit bieten. Dazu zählen Abfragesysteme, Kontrollsysteme, Planungs- und Berichtstools, die interne und externe Daten in einer für die Führungsaufgabe sinnvollen Weise verknüpfen.<br> | Unter Führungssystemen versteht man alle Anwendungen und Hilfsmittel, die einem/r Mitarbeiter*in mit Führungsaufgaben Unterstützung bei der Ausübung seiner/ihrer Tätigkeit bieten. Dazu zählen Abfragesysteme, Kontrollsysteme, Planungs- und Berichtstools, die interne und externe Daten in einer für die Führungsaufgabe sinnvollen Weise verknüpfen.<br> | ||
Die Gruppe der Entscheidungsunterstützungssysteme soll Mitarbeiter*innen bei der Durchführung herausfordernder Planungs- und Entscheidungsaufgaben helfen, in dem komplexe Sachverhalte unter Zuhilfenahme von Modellrechnungen und maßgeschneiderten Algorithmen analysiert und Alternativen in vereinfachter Weise durchgespielt werden können. | Die Gruppe der Entscheidungsunterstützungssysteme soll Mitarbeiter*innen bei der Durchführung herausfordernder Planungs- und Entscheidungsaufgaben helfen, in dem komplexe Sachverhalte unter Zuhilfenahme von Modellrechnungen und maßgeschneiderten Algorithmen analysiert und Alternativen in vereinfachter Weise durchgespielt werden können. |
Aktuelle Version vom 30. März 2022, 08:03 Uhr
Betriebliche Informationssysteme
Einführung
Informationstechnologie und die darauf aufbauenden betrieblichen Informationssysteme sind aus dem Geschäftsleben nicht mehr wegzudenken. Die zunehmende globale Vernetzung erhöht die Transparenz des Waren- und Dienstleistungsangebots aller Marktteilnehmer*innen. Kund*innen sind heute in der Lage in Sekundenschnelle weltweit Angebote zu vergleichen, die für ihren jeweiligen Bedarf am besten passende Lösung auszuwählen und hürdenfrei Kaufentscheidungen zu treffen.
In den vergangenen Jahrzehnten reduzierten sich die mit dem weltweiten Informationsaustausch und Gütertransport verbundenen Kosten mittlerweile in einem Ausmaß, dass sie in vielen Fällen keinen entscheidenden Einfluss auf die Preisbildung und damit auf die Kaufentscheidung mehr spielen. Dadurch werden Märkte weltweit transparent, und Barrieren, die einzelnen Marktteilnehmer*innen in der Vergangenheit geschützte Marktbereiche gewährten, gehen immer weiter zurück.
Aus diesen Fakten resultiert für Unternehmen die Erfordernis, dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch geeignete Maßnahmen zu begegnen – Maßnahmen, die sich einerseits an die Innenwelt des Unternehmens (wie Verbesserung der innerbetrieblichen Abläufe, Hebung von Rationalisierungspotenzial und Optimierung des Ressourceneinsatzes) und andererseits an die Außenwelt richten (wie etwa eine optimierte Darstellung des eigenen Waren- und Dienstleistungsportfolios, reibungslose Kommunikationsmöglichkeiten mit Kund*innen und Lieferant*innen sowie eine optimale Betreuung von Interessent*innen und Kund*innen).
Der nutzenbringenden Anwendung der Informationstechnologie durch den passenden Einsatz betrieblicher Informationssysteme kommt somit eine erfolgskritische Bedeutung zu, und in diesem Zusammenhang ist auch das einleitende Zitat zu verstehen: Informationstechnologie im Unternehmenseinsatz soll den Menschen dienen und sie von Routineaufgaben freispielen.
Wir wollen uns nachfolgend mit den typischen informationstechnischen Bedarfen eines modernen Unternehmens beschäftigen und damit, wie diesen Aufgabenstellungen durch den Einsatz moderner betrieblicher Informationssysteme begegnet werden kann.
Wir beginnen unsere Betrachtung mit einem kurzen Überblick über die daraus resultierenden Anforderungen an betriebliche Informationssysteme und wie diese gegliedert werden können.
Anforderungen an Betriebliche Informationssysteme
Betriebliche Informationssysteme (BIS) dienen in erster Linie der Aufgabenstellung, die Geschäftstätigkeit des Unternehmens optimal zu unterstützen. Im Kontext dieser Aufgabe unterscheidet man zwischen den Erfordernissen, die durch die Unterstützung der primären Geschäftsprozesse (Kernprozesse) und der sekundären Geschäftsprozesse (administrative Prozesse oder Supportprozesse) entstehen.
Informationslogistisch betrachtet umfasst diese Unterstützungserfordernis die Notwendigkeiten, Informationen und Hilfsmittel in folgender Form anzubieten:
Sie müssen
- in richtiger (d.h. formal und sachlich korrekter) Weise, Form und Qualität – also frei von Fehlern und Interpretationsspielräumen,
- zum richtigen Zeitpunkt - also nur die für die gerade anstehende Aufgabe maßgeblichen Daten, Dokumente und Anwendungen,
- im richtigen Umfang – also nicht mehr als die tatsächlich benötigten Hilfestellungen und Informationen, und
- am richtigen Ort – also an jener Stelle, an der sich der/die Mitarbeiter*in zur Aufgabenbewältigung aufhält
bereitgestellt werden bzw. bereitstehen.
Informationssysteme, die solchen Anforderungen gerecht werden, bestehen im Regelfall aus folgenden voneinander abtrennbaren Teilsystemen:
- Einer Methode und/oder einem Ort der Datenhaltung,
- einem System zur Bearbeitung der Daten, d.h. einer Sammlung von Methoden, um die Daten gemäß der wirtschaftlichen Aufgabenstellung wiederzugeben, zu bearbeiten und aufzuzeichnen, und
- einem Konzept zur betriebswirtschaftlich zielgerichteten Anwendung, also Vorschriften, Regelungen und/oder Modellsammlungen darüber, wie mit Hilfe dieses Datenbearbeitungssystems die Aufgabenstellung sachlich richtig und effizient gelöst werden kann.
Typischerweise werden diese drei Teilsysteme durch folgende informationstechnologische Komponenten abgebildet:
- Datenbanken (z.B. Datentabellen, logische und physische Zugriffspfade und –mechanismen, Datenverwaltungs-, -prüf- und –sicherungsalgorithmen,…)
- Programme (z.B. Dialogbearbeitung, Listendrucke, Auswertungen, Batchprogramme,…)
- Bearbeitungsvorschriften (z.B. integrierte Programmabfolgen, parametrierbare Programme oder Geschäftsprozesse,…)
Die vielfältigen Aufgabenstellungen, denen betriebliche Anwendungssysteme genügen müssen, führten zu der Ausbildung unterschiedlicher Arten an Informationssystemen. Eine mögliche Einteilung wird im nächsten Kapitel vorgestellt.
Einteilung der BIS
Betriebliche Informationssysteme können nach verschiedenen Aspekten eingeteilt werden, eine übliche Darstellung ist die Einteilung bzw. Gliederung nach dem Anwendungsgebiet (siehe dazu Abbildung "Gliederung nach Anwendungsgebieten") [2] .
Transaktionssysteme
Die Aufgabe von Transaktionssystemen liegt in erster Linie in der Unterstützung der Geschäftstransaktionen, d.h. in der möglichst effizienten Abwicklung des Tagesgeschäfts. In diese Kategorie fallen etwa Produktionsplanungs- und Produktionssteuerungssysteme, Warenwirtschaftssysteme und andere branchenspezifische Anwendungssysteme, welche die jeweiligen Kernprozesse optimal unterstützen. Diese Systeme werden auch operative Anwendungssysteme genannt, eine allgemein übliche Abkürzung dafür ist OLTP (Online Transaction Processing Systems).
Wesentliche Merkmale von Transaktionssystemen sind:
- Rasche Antwortzeiten: Kurze Zeiträume vom Absetzen einer Verarbeitungs-anfrage bis zur Ermittlung und Präsentation des Verarbeitungsergebnisses,
- Transaktionssicherheit: Sichere Verarbeitung parallellaufender Prozesse, Absicherung gegen Datenfehler bei unerwarteten Systemzuständen durch Implementierung von Datensicherheitskonzepten (z.B. Commitment Control) und
- Hohe Durchsatzraten: Möglichkeit der gleichzeitigen Bearbeitung vieler Geschäftsvorfälle pro Zeiteinheit.
Administrationssysteme
Der Aufgabenbereich der Administrationssysteme besteht in der Unterstützung der Verwaltung eines Unternehmens, also der Aufzeichnung, Steuerung und Berichtsbildung aller im Bereich der Finanzbuchhaltung, dem Personalmanagement, der Unternehmensorganisation und der Informationstechnologie resultierenden Aufgaben.
Administrationssysteme entsprechen im Regelfall der Abbildung von sekundären Geschäftsprozessen (Supportprozessen) und sind deshalb typischerweise branchenneutral ausgelegt.
Querschnittssysteme
Dieser Systemtyp ist in nahezu allen Bereichen eines Unternehmens anzutreffen und dient dazu, Kommunikations- und Berichtsaufgaben von Mitarbeiter*innen zu unterstützen. Dazu zählen neben Officesystemen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationstools) auch E-Mail-Systeme und Systeme, welche die Gruppenzusammenarbeit unterstützen.
In diesen Anwendungsbereich fallen auch Methoden des Wissensmanagements und der künstlichen Intelligenz, mit deren Hilfe menschliches Expertenwissen aufbereitet und informationstechnologisch nutzbar gemacht wird.
Business Intelligence
In den Bereich der Business Intelligence fallen Systeme, die aus der großen Menge täglich anfallender Daten entscheidungs- und führungsrelevante Informationen generieren.
Dazu gehören Data Warehouse-Systeme, Data Mining Systeme und Führungs- und Entscheidungsunterstützungssysteme.
Unter Führungssystemen versteht man alle Anwendungen und Hilfsmittel, die einem/r Mitarbeiter*in mit Führungsaufgaben Unterstützung bei der Ausübung seiner/ihrer Tätigkeit bieten. Dazu zählen Abfragesysteme, Kontrollsysteme, Planungs- und Berichtstools, die interne und externe Daten in einer für die Führungsaufgabe sinnvollen Weise verknüpfen.
Die Gruppe der Entscheidungsunterstützungssysteme soll Mitarbeiter*innen bei der Durchführung herausfordernder Planungs- und Entscheidungsaufgaben helfen, in dem komplexe Sachverhalte unter Zuhilfenahme von Modellrechnungen und maßgeschneiderten Algorithmen analysiert und Alternativen in vereinfachter Weise durchgespielt werden können.