E-Commerce-Systeme - Internationalisierung

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Internationalisierung

Möchte ein Händler mit einem Online-Shop international erfolgreich tätig werden, so gibt es dabei einiges zu beachten: Die Wahl der Domainstrategie, die Übersetzung der Inhalte, Preisgestaltung, Währungsumrechnung, Zahlungs- und Versandmethoden und das Sortiment. Darüber hinaus kann es auch Anpassungen am Design sowie länderspezifische (Produkt-)bilder oder Symbole geben.

Domainname und Domainstrategie

Die Auswahl der Domain sowie die damit zusammenhängende Struktur zur Internationalisierung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Der Händler erwirbt entweder mehrere Domains, verwendet Unterordner oder Subdomains für seine länderspezifischen Online-Shops.

Länderspezifische Top-Level-Domains

Der Ankauf und die Verwendung von ccTLDs (country code Top Level Domains) ist die teuerste, aber auch die am besten regionalisierbare Variante. Außerdem bevorzugen die Suchmaschinen einiger Länder - wie Yandex in Russland oder Baidu in China - die eigenen ccTDS .ru bzw. .cn:

  • www.domain.at
  • www.domain.de
  • www.domain.it
  • www.domain.ch
  • www.domain.com (=meist für die englische/internationale Version des Online Shops)

Unterordner

Bei der Verwendung von Unterordnern benötigt der Händler nur eine einzige Domain. Die länderspezifischen Shops sind als Unterordner der Hauptdomain eingerichtet. Diese Variante ist meist schnell und einfach umzusetzen, der internationale Aspekt leidet allerdings ein wenig.

Bei dieser Variante werden als Unterordner entweder Länderkennungen, Sprache oder eine Kombination daraus verwendet:

Länderkennungen:

  • www.domain.com/at
  • www.domain.com/de
  • www.domain.com/it
  • www.domain.com/ch

Unterordner mit Land und Sprache:

  • www.domain.com/de_at
  • www.domain.com/de_de
  • www.domain.com/it_it
  • www.domain.com/ch_de
  • www.domain.com/cr_fr
  • www.domain.com/ch_it

Subdomains

Der Einsatz von Subdomains ist ebenso günstig wie der Einsatz von Unterordnern, da hier ebenso nur eine Domain angekauft werden muss. Problematisch sind Subdomains, weil sie von Kunden nicht immer verstanden werden und diese fälschlicherwiese ein "www" davor setzen.

Ein Setup mit Subdomains könnte so aussehen:

  • at.domain.com
  • de.domain.com
  • it.domain.com
  • ch.domain.com

Zur Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO) eignen sich länderspezifische Top Level Domains sowie Unterordner am besten. Richtig eingesetzt können auch Subdomains Erfolg bringen. Die Beratung durch einen Experten für Suchmaschinenoptimierung ist jedenfalls empfehlenswert.

Sprache

Die Übersetzung der vorhandenen Texte ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Internationalisierung in fremdsprachige Länder.

Die Übersetzung der Inhalte ist oft mit einem großen zeitlichen Aufwand verbunden. Sofern die Texte nicht selbst übersetzt werden, ist man auf die Dienste eines Übersetzungsbüros angewiesen. Dabei ist zu beachten, dass das Übersetzungsbüro nach Möglichkeit branchenspezifisches Wissen haben sollte, um die Texte nicht nur wörtlich, sondern auch sinngemäß richtig zu übersetzen.

Die Inhalte eines Online-Shops, die übersetzt werden müssen, sind:

  • Produktbeschreibungstexte, Produktattribute und Produkt-URLs
  • Kategoriebeschreibungstexte, Kategorieattribute sowie Kategorie-URLs
  • Statische Inhalte wie: Impressum, AGB, Datenschutzerklärung
  • Inhalte der Systemkonfiguration z.B. Bezeichnung von Zahlungs- und Versandarten
  • Alle E-Mails: Bestellbestätigungs-E-Mail, Rechnungs-E-Mail, Kundenregistrierung, etc.
  • Automatisch generierte Dokumente wie z.B. ein Rechnungs-PDF

Preise & Währungsumrechnung

Wird in Länder mit verschiedenen Währungen verkauft, ist entweder eine manuelle Wartung der Preise in Fremdwährung oder eine automatische Währungsumrechnung erforderlich.

Bei der manuellen Wartung der Preise wird manuell pro Produkt und Land ein Preis festgesetzt. Das bietet den Vorteil, dass man auf die Gegebenheiten des jeweiligen Landes Rücksicht nehmen und den Preis gezielt auf das Land anpassen kann.

Bei der automatischen Währungsumrechnung wird der Preis in Basiswährung anhand eines Faktors automatisch in die Zielwährung umgerechnet. Dabei können sich ,,unschöne” Preise im Bereich der Kommastellen ergeben.

Währungskurse

Bei der automatischen Währungsumrechnung wird in einem definierten Intervall (täglich, wöchentlich,...) der Kurs der Basiswährung zur Zielwährung angepasst und die Preise entsprechend umgerechnet.

Ein bekannter und weit verbreiteter Dienst dafür ist das Service der Europäischen Zentralbank (Euro foreign exchange reference rates, ), das täglich an Werktagen um 16:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit die Umrechnungskurse aktualisiert. Das Service stellt die Daten in PDF, CSV und XML-Format, sowie als RSS-Feed zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.

Ein Produkt, das in Österreich 9,90 EUR kostet, könnte nach automatischer Umrechnung - abhängig vom Kurs - 522,03 Tschechische Kronen (CZK) kosten. Diese ,,unrunden” Nachkommastellen sind möglicherweise unerwünscht und können - ebenfalls automatisch - auf- oder abgerundet werden.

Meist werden die Preise auf volle 5-Cent, 10-Cent oder 50-Cent gerundet. Im obigen Beispiel könnte also je nach Variante ein Preis von 522 CZK, 522,05 CZK, 522,10 oder 522,50 möglich sein. Auch andere Preisrundungsvarianten (Rundung auf 522,49 CZK, 522,90 CZK oder 522,99 CZK) sind denkbar.

5-Rappen-Rundung (Schweiz)

Eine Besonderheit der Preisrundung ist die Rappenrundung in der Schweiz. Ein Produkt, das 9.90 EUR in Österreich kostet, würde 10,77 CHF in der Schweiz kosten. Allerdings werden dort keine Beträge kleiner als 5 Rappen bezahlt oder in Rechnung gestellt.

Ein ähnliches System existiert auch in anderen Ländern, beispielsweise in Finnland, wo die 5-Cent Euromünze die kleinste Einheit ist. Allerdings gilt die Rundung dort nur für bar bezahlte Beträge.

Hinweis

Einige E-Commerce Systeme stellen out of the box Funktionen zur Währungsumrechnung und Preisrundung zur Verfügung. Ob bzw. welche Anpassungen bei der Währungsumrechnung und Preisrundung notwendig sind, muss anhand der Anforderungen überprüft werden.

Zahlungsmethoden

Welche Zahlungsmethoden von den Käufern bevorzugt und genutzt werden ist auch stark vom Land des Kunden abhängig.

Es ist jedenfalls empfehlenswert, sich vorab über die Vorlieben betreffend der Zahlungsmethoden der Kunden in den verschiedenen Ländern zu informieren und auch die spezifischen Zahlungsmethoden der Länder zu kennen.

Beispiele für beliebte Zahlungsmethoden in einigen Ländern sind

  • AliPay in China,
  • giropay in Deutschland (entspricht EPS in Österreich),
  • iDeal in den Niederlanden, sowie
  • PostFinance in der Schweiz.

Versandmethoden

Für den Versand in andere Länder sind unter Umständen zusätzliche Versanddienstleister oder Speditionen erforderlich, die diese Gebiete beliefern.

Werden die Produkte von einer zentralen Stelle aus versendet, muss auch die Lieferdauer berücksichtigt und angepasst werden.

Produktsortiment

Aufgrund von rechtlichen Bestimmungen, Lieferbestimmungen oder -beschränkungen, regionalen Unterschieden der Produkte (z.B. Stecker oder Spannung bei elektronischen Geräten) oder weiteren Gründen kann das Sortimente der angebotenen Produkte je Land variieren.

Führende E-Commerce Systeme bieten standardmäßig die Möglichkeit, das Produktsortiment unter bestimmten Bedingungen einzuschränken.

Design

Zusätzliche Sprachen bringen neue, spezifische Anforderungen mit sich: neue Buchstaben und Sonderzeichen können möglicherweise nicht mit den bestehenden Schriftarten dargestellt werden, längere Wörter oder Sätze passen nicht ins Design und brechen unschön um. Dies wird oft erst nach Implementierung der Übersetzung sichtbar, deshalb sind Adaptierungen am bestehenden Design erforderlich.

Beispiel 1

Ein Onlinehändler führt einen zusätzlichen Online Shop in Finnland ein. Viele Wörter der finnischen Sprache sind länger als in Deutsch oder Englisch. Deswegen muss das Design angepasst werden, damit der Online Shop auch optisch in der neuen Sprache ansprechend aussieht.

Beispiel 2

Ein anderer Onlinehändler erweitert sein Angebot für den arabischen Raum. Die von ihm gewählte Schriftart, die im Online Shop bisher verwendet wurde, unterstützt keine arabischen Zeichen. Außerdem verläuft die Schreibrichtung von rechts nach links, weshalb das Design angepasst werden muss.

Weitere länderspezifische Anpassungen

Umso besser der Online Shop an das Land angepasst ist, desto besser wird er von den Kunden angenommen werden. Als Händler kann man die Internationalisierung noch besser fördern, wenn auch Größen- bzw. Längenangaben (Kilogramm vs. Pound, Meter vs. Inch) verwendet werden. Im Bereich der Konfektionsgrößen gibt es ebenso Länderspezifika, wie bei Elektrogeräten, wo verschiedene Stecker und Spannungen für die Kunden relevant sind.

Fragen zur Internationalisierung eines E-Commerce Systems

Bei diesen Fragen handelt es sich nicht um Lern-Kontrollfragen, sondern um Leitfragen, die bei der Planung eines E-Commerce Systems behilflich sein können.

  • In welchen Ländern soll der Online Shop verfügbar sein?
  • In welchen Sprachen sollen die Inhalte verfügbar sein?
  • Welche Inhalte müssen übersetzt werden?
  • Wer übersetzt die Inhalte und pflegt die Daten später in verschiedenen Sprachen?
  • Wie soll die Währungsumrechnung und Preisrundung erfolgen?
  • In welche Länder soll zusätzlich geliefert werden?
  • Sind zusätzliche Versanddienstleister erforderlich?