Forschungs,- Technologie- und Innovationsprojekte - Einleitung

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Einleitung und Überblick

Dass Innovation in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Forschung und Entwicklung (F&E) Haupttriebkräfte für die globale Wirtschaft sind, ist auch innerhalb Europas und innerhalb der Europäischen Kommission unumstritten. Die aktuelle europäische Strategie „Europa 2020“ für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum beinhaltet daher auch zwei entsprechende Leitinitiativen[1]:

  • die Innovationsunion[2] zur Verbesserung der Bedingungen und finanziellen Förderung für F&E-Investitionen vor allem im Privatsektor,
  • die „Digitale Agenda[3] zum Ausbau des Breitband-Internets, Förderung eines gemeinsamen Marktes und gemeinsamer Standards z.B. für Internet Dienstleistungen, schnellere Netzzugängen für alle und bessere Sicherheitsstandards,

In beiden werden verstärkte Investitionen in die Forschung und Entwicklung im IKT Bereich angekündigt. Es wird verstärkt versucht, die Kreativität der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu nutzen, die Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung auf den Markt zu bringen und Wettbewerbsvorteile zu generieren.[4]

In der Diskussion auf europäischer Ebene wird sehr oft auf die Schlüsselrolle der IKT in den nächsten Jahrzehnten für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die Effizienz der öffentlichen Dienste und somit für die Lebensqualität in Europa hingewiesen.

Die 2010-2014 amtierende EU-Kommissarin für die Digitale Agenda Neelie Kroes[5] plädiert auch für einen noch umfassenderen und verstärkten Ausbau digitaler Infrastrukturen in Europa. Es soll die Entscheidung für Betriebsansiedlungen erleichtern und die Entwicklung attraktiver IKT Produkte und Dienstleistungen fördern. Private und öffentliche Investitionen in die IKT-Forschung und in IKT-gestützte Innovationen sollen weiters erhöht und bis 2020 verdoppelt werden.

Für den Zeitraum 2007-2013 galt das 7. EU-Forschungsrahmenprogramms (RP7) als das Hauptinstrument zur europäischen Förderung von Forschung & Entwicklung (F&E Aktivitäten), in dem unter anderem über ein spezifisches Sub-Programm für „Information and Communication Technologies“ (ICT-Programme) mehrere Milliarden Euro ausgeschüttet wurden. Komplementär dazu wurde die Nutzung von IKT durch die Bürger, Administration und die Wirtschaft durch das „Competitiveness and Innovation Programme“ (CIP) ebenfalls mit einem Teilprogramm „ICT Policy Support Programme“ unterstützt. Der nächste Finanzrahmen 2014-2020 stellt einen Bruch dar, der auch durch den Namen ausgedrückt werden sollte: nicht das 8. Rahmenprogramm wird entwickelt, sondern ein umfassendes Programm „Horizon 2020[6]. Der Zugang zu europäischer Förderung sollte zunehmend erleichtert werden, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU); die Instrumente und Ziele noch klarer definiert und die administrativen Prozeduren vereinfacht werden.

Für Horizon 2020 sind 70,2 Milliarden des mehrjährigen EU-Budgets[7] veranschlagt; es begann offiziell am 1. Jänner 2014. Das neue Rahmenprogramm vereint verschiedene Programme und soll auf drei Bereiche aufbauen:

(1) Wissenschaftsexzellenz,

(2) Führende Rolle der Industrie,

(3) Gesellschaftliche Herausforderungen.

Das vorliegende Skriptum gibt im ersten Kapitel eine genauere Einführung in die Europäische Förderlandschaft. Das Skriptum stellt dann in zwei Kapiteln zentrale Aspekte der Planung und Abwicklung größerer IKT Forschungs- und Entwicklungsprojekte vor, die unter anderem auf Erfahrungen in zahlreichen IKT Projekten im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm basieren, aber allgemein auf multinationale Forschungsprojekte in dem Bereich angewendet werden können. „Größere IKT Forschungs- und Entwicklungsprojekte“ bedeutet hierbei die komplexe Zusammenarbeit von Institutionen bzw. Projektpartnern aus mehreren Ländern Europas (und darüber hinaus). Nicht selten sind dabei Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Disziplinen sowie spezifische Nutzergruppen und Netzwerkorganisationen und Angestellte aus Industrieunternehmen sowie selbständige UnternehmerInnen aus KMU (mit vielen unterschiedlichen Interessen) an einem gemeinsamen Projekt beteiligt. Diese Zusammenarbeit ist länder- und damit kulturübergreifend, ebenso wie häufig disziplinübergreifend.

Das vorliegende Skriptum ist demnach in drei Kapitel unterteilt:

Das erste Kapitel gibt zu Beginn einen kurzen Überblick über Horizon 2020 und eine Orientierung zur Vielzahl an unterschiedlichen Projekten und Programmen, die europäische Forschung und Innovation im Bereich IKT unterstützen.

Das zweite Kapitel erläutert zentrale Aspekte der Projektplanung von großen IKT Forschungs- und Entwicklungs- (F&E) Projekten und entsprechende Instrumente; von der Projektidee über die Aufstellung eines europaweiten bzw. internationalen Projektkonsortiums bis zum fertigen Projektantrag.

Das dritte und letzte Kapitel hat die Projektdurchführung zum Inhalt, Management des Projektteams, vertragliche Regelungen, Qualitätssicherung, Berichtspflichten und Finanzcontrolling.

Zum Ende eine jeden Kapitels werden einige Erfahrungen aus der Praxis resümiert.

    1. Zur Information: Insgesamt gibt es 7 Leitintiativen, zu ihnen zählen neben den genannten „Jugend in Bewegung“, „Resourcenschonendes Europa“, „Industriepolitik im Zeitalter der Globalisierung“, „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten“ und „Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut“ – siehe: http://ec.europa.eu/europe2020/europe-2020-in-a-nutshell/flagship-initiatives/index_de.htm
    2. http://ec.europa.eu/research/innovation-union
    3. http://ec.europa.eu/digital-agenda
    4. http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/our-goals/pillar-v-research-and-innovation
    5. http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/kroes/index_en.htm
    6. Horizon 2020 Portal: http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/
    7. Mehr Informationen zum „Multiannual Financial Framework“ der Europäischen Union unter http://ec.europa.eu/budget/mff/introduction/index_en.cfm: insgesamt stehen ca. 960 Milliarden Euro zur Verfügung.