Management und Organisation - Manner und Frauen in Organisationen
Männer und Frauen in Organisationen
Was hat das mit „Management und Organisation“ zu tun? Die Beantwortung dieser Frage ist eigentlich recht einfach, nur sprechen wir hier von einer Dimension, die uns erst in Zukunft klar sein wird. Da Sie, verehrte Student*innen, auch für die Zukunft und nicht für die Vergangenheit studieren, dürfen wir uns erlauben, gemeinsam in diese Zukunft zu blicken. Natürlich besteht die Gefahr, dass wir uns irren, aber die besteht im Management auch dauernd, und trotzdem muss es irgendwie funktionieren.
Bisher haben wir uns nur kurz mit der Sprache beschäftigt, jetzt soll es einen Schritt tiefer gehen.
In dem Wort „Gender-Gerechtigkeit“ oder „Emanzipation“ steckt meist ein Unterton, der all dem eine Wertung gibt. Und zwar eine negative. Übrigens vergeben diese Wertung meistens Männer. Sehen Sie sich die Liste der Student*innen genau dieser Lehrveranstaltung an. Wie viele Männer, wie viele Frauen? Vielleicht kann ja dieses Lektion helfen, die eigene Position zu reflektieren.
Nicht nur in Forschung und Lehre sind Frauen seltener vertreten, wenngleich sich das auch gerade ändert, sondern vor allem im Management. Das verdanken wir 10.000 Jahren Patriarchat und es stellt sich die Frage, ob das die nächsten 10.000 Jahre auch noch so sein wird.
Ich möchte Sie nicht mit den Theorien langweilen, die in der Philosophie und den Sozialwissenschaften gerade kursieren (für Interessierte: Rückkehr des Archetyps der Großen Mutter von C.G. Jung, Stichwort Kreislauf anstelle von Exponentialentwicklung, Wiederfindung der Verbindung mit der Erde, anstelle des Modells „Macht euch die Erde untertan“ etc.), aber es wird sich einiges tun in nächster Zeit, möglicherweise durch die nächste große Weltwirtschaftskrise ausgelöst, möglicherweise auch nicht.
Fazit: Vielleicht brauchen wir die Frauen dann recht dringend. Es gibt übrigens bereits Länder, wo dies der Fall ist: Ruanda hat sich nach dem schrecklichen Bürgerkrieg 1994 erst entsprechend erholt, als die Frauen dort im Management der Firmen das Ruder übernommen haben. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele von Frauen geführte Firmen wie dort, nämlich im Verhältnis zu von Männern geführten Firmen.
Der Staatschef Kagame ist allerdings noch ein Mann, eine Art moderner Diktator mit demokratischem Gehabe. Aber es kann nicht alles auf einmal verändert werden, und es wird sicher spannend, was sich in den nächsten Jahren dort tut.
In Ruanda sitzen aber bereits jetzt mehr Frauen als Männer im Parlament und andere Länder beginnen nachzuziehen. Wir brauchen für das Gender-Thema aber gar nicht bis nach Ostafrika blicken, alles Wesentliche sehen wir auch bei uns. Immerhin bekam Österreich 2019 seine erste Kanzlerin, wenn auch nur als Interimskraft.
Der österreichische Dirigent und Komponist Gustav Mahler (1860 – 1911) soll einmal gesagt haben „Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles fünfzig Jahre später.“
Schlau, wie die Wiener*innen sind, verkaufen sie das als typisch österreichische Gemütlichkeit.
Zum Einstieg ein kleiner Vergleich [1] :
Mit zweierlei Maß
Ein Familienfoto auf SEINEM Schreibtisch: Ein solider, treusorgender Mann.
Ein Familienfoto auf IHREM Schreibtisch: Ihre Familie kommt vor dem Beruf.
SEIN Schreibtisch ist überladen: Er ist sehr belastbar und fleißig.
IHR Schreibtisch ist überladen: Sie ist unordentlich und zerfahren.
ER spricht mit Kollegen: Er wälzt geschäftliche Probleme.
SIE spricht mit Kollegen: Sie tratscht.
ER ist nicht an seinem Schreibtisch: Er wird in einer Konferenz sein.
SIE ist nicht an ihrem Schreibtisch: Sie ist wohl auf der Toilette.
ER ist nicht im Büro: Er trifft sich mit Kunden.
SIE ist nicht im Büro: Sie wird beim Einkaufen sein.
ER ist mit dem Chef zum Essen: Er macht Karriere.
SIE ist mit dem Chef zum Essen: Die haben was miteinander.
Der Chef hat IHN kritisiert: Er wird sich zusammennehmen.
Der Chef hat SIE kritisiert: Das wird ihr zugesetzt haben.
IHM ist Unrecht geschehen: Ist er wütend geworden?
IHR ist Unrecht geschehen: Hat sie geweint? ER heiratet: Das gibt ihm mehr Beständigkeit.
SIE heiratet: Dann kommt ein Kind, und sie geht.
Bei IHM gibt es Nachwuchs: Grund für eine Lohnerhöhung.
Bei IHR gibt es Nachwuchs: Sie fällt aus - die Firma zahlt.
ER geht auf Geschäftsreise: Das ist gut für seine Laufbahn.
SIE geht auf Geschäftsreise: Was sagt ihr Mann dazu?
ER kündigt und verbessert sich: Er weiß eine Chance zu nutzen.
SIE kündigt und verbessert sich: Frauen sind unzuverlässig.
Was sagt die Wissenschaft, was sagt die Organisationsforschung? Nun, sie sagt, dass Frauen die besseren Manager sind (sollte Mann da nicht schon „Managerin“ sagen?). So einfach ist das, aber warum? Die Antwort auf diese Frage lautet in etwa: Frauen haben die besseren Mittel und Wege um in modernen Organisationen das Management zu übernehmen. Damit ist gemeint, dass sich Organisationen im Wandel befinden, etwa in folgenden Punkten:
Frauen denken mehr in Kreisläufen und langen Zyklen, Männer tendieren zu exponentiellem Denken und fördern daher auch diese Entwicklung. Das ist aber gerade ein Bereich, in dem die meisten Organisationen scheitern, weil sie nur die nächsten Quartalszahlen ansehen und alles auf kurzfristige Profitmaximierung ausrichten.
Frauen denken und managen nicht nur nach dem Leistungsprinzip, sondern auch nach dem Bedürfnisprinzip (siehe Lektion weiter oben). Das erste hätten wir jetzt bereits bis zum Erbrechen ausgereizt, es wäre Zeit für das zweitere.
Frauen können besser kooperativ sein, was nicht heißt, dass sie das Konkurrenzprinzip nicht kennen, aber sie stellen es nicht so in den Vordergrund wie die meisten Männer/Manager.
Frauen schätzen Kritik und wünschen sich Feedback. Sie sind auch viel eher als Männer dazu bereit, ihr Verhalten zu korrigieren.
Sie können im Gegenzug Kritik auch besser, also weniger verletzend äußern.
Frauen sind teamorientierter und denken weniger in Hierarchien als Männer. Dadurch verhalten sie sich fairer als ihre männlichen Kollegen und bleiben in Diskussionen auch sachlich.
Sie haben höhere soziale Kompetenz, auch wenn das die Männer nicht gerne hören.
Übrigens: Es müssen ja dann nicht die Frauen überall das Management übernehmen. Wenn sich Männer finden, die genau diese eher dem Weiblichen zugeordneten Prinzipien leben, dann ist es egal, wer die wichtigen Entscheidungen trifft, Hauptsache es sind die richtigen. Und doch wird es Sache der männlichen Führungskräfte sein, den Frauen einen sinnvollen = guten Platz zu geben, denn sonst werden sie ihn sich nehmen. Unterstützen wird sie dabei die wirtschaftliche Entwicklung, die hier ganz nach marktwirtschaftlichen Prinzipien vorgeht: Wer besser ist, gewinnt. Übersetzt heißt das: wer sich besser auf die Managementanforderungen der Zukunft einstellt = mehr Frauen im Management hat, gewinnt.
Dazu sind natürlich Schritte notwendig: Hausaufgaben, die Unternehmen in dieser Hinsicht zu leisten haben Referenzfehler: Ungültige Verwendung von<ref>
: Der Parameter „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben. ,aus dem Artikel „Warum Frauen im Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg sind“ von Melanie Vogel, www.business-wissen.de, 2011,lauten:
Initiativen zur Feminisierung des Unternehmens sind Aufgabe des Top-Managements. Kleine Strohfeuer in einzelnen Abteilungen verpuffen, wenn von oben keine klaren Statements kommen, dass Gender Diversity dem Unternehmen und dem einzelnen Arbeitsplatz dient.
Unternehmen müssen ihr Beurteilungssystem für alle Mitarbeiter nach klaren und verständlichen Leistungskriterien definieren und so organisieren, dass erfolgreich sein nicht heißt, bis abends um 22 Uhr im Büro zu sein.
Firmeninterne Anreizsysteme müssen dafür sorgen, dass Chancengleichheit auch wirklich durchgesetzt wird.
Arbeitsstrukturen müssen familienfreundlich werden. Telearbeitsplätze, Home-Office oder Video-Konferenzen sind keine Zukunftsvisionen mehr. Die Umsetzung ist erprobt – es wird Zeit, dass die Unternehmen diese flexiblen Arbeitsmöglichkeiten selbstverständlich in den Alltag der Mitarbeiter integrieren.
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei helfen Betriebskindergärten, Auszeiten für die Kinderbetreuung und Wiedereinstiegsprogramme nach Familienpausen.
Das Hinterfragen berufstätiger Mütter und Wiedereinsteigerinnen muss unterbunden werden. Unternehmen und Manager müssen lernen darauf zu vertrauen, dass Frauen, die Beruf und Familie kombinieren (müssen), ihr Privatleben und ihre Kinderbetreuung im Griff haben – im besten Fall mithilfe der Betreuungseinrichtungen im Unternehmen.
Installation von Mentorenprogrammen für Frauen mit dem Ziel, Frauen zu trainieren, die Sprache der Manager zu sprechen und ihren eigenen, authentischen Führungsstil zu entwickeln, der im Unternehmen akzeptiert wird.
Sichtbarmachen weiblicher Vorbilder, um gerade jungen Frauen zu zeigen, weibliche Karrieren sind möglich.
Aufgabe 6
Das wird sicher spannend, die Meinungen der (großteils) Männer zum Thema Frauen im Management zusammen zu tragen.
Am besten beantworten Sie folgende Fragen:
1.) Welche Erfahrungen haben Sie mit Frauen im Management? Versuchen Sie diese mit männlichen Managern zu vergleichen, die Sie kennen gelernt haben.
2.) Eine sehr persönliche Frage – oder doch nicht? Was ist Ihre Meinung dazu, warum es noch nicht mehr Frauen im Management gibt?
3.) Sie sind jetzt für ein paar Minuten Personalberater*in. Ein großer Kunde hat eine Anfrage und Sie haben die ideale Person für diesen Job. Der Kunde will einen Mann, Sie haben aber eine Frau zur Verfügung. Schreiben Sie einen Brief an den Kunden, in dem Sie versuchen, ihn von der Frau zu überzeugen.
- ↑ Aus "Paths to Power". © 1980 by Natascha Josefowitz, erschienen bei Addison-Wesley Publishing Co. Inc., Reading, Massachusetts.