Welche spezifischen Gründe oder Vorteile sprechen für virtuelle Teams?

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Im Folgenden werden einige Vorteile aufgeführt, bei denen virtuelle Teams im Vergleich zu traditionellen Teams mit physischer Büropräsenz häufig besser abschneiden. Beachten Sie jedoch, dass diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt.

Deutliche Kostenreduktion

Dieser Vorteil klingt gewiss auf Anhieb einleuchtend: Wenn ich als Unternehmen kein Büro für meine Mitarbeiter*innen anmieten muss, spare ich mir offensichtlich eine Stange Geld. Neben den Büroräumlichkeiten fallen auch die Kosten für den Drucker, die Telefonanlage, die Kaffeemaschine, die Mitarbeiter*innen-Parkplätze und die gesunden Snacks flach. Alle diese Kosten summieren sich einer Studie von PGi aus dem Jahr 2019 zufolge auf jährlich rund 10.000 USD Dollar pro Vollzeitbeschäftigung. Bei Remote-Teams werden diese Kosten in der Regel von den Mitarbeiter*innen selbst getragen oder mit einer kleinen Entschädigung von Arbeitgeber*innen abgegolten.

Außerdem treffen sich Remote-Teams meist in regelmäßigen Zeitintervallen zu kleineren oder größeren "Offsite-Events", wofür logischerweise Zusatzkosten entstehen. Das Team verbringt beispielsweise eine Woche an einem gemeinsamen Ort, arbeitet dort miteinander und verbringt solche Treffen mit teamfördernden Aktivitäten. Die Kosten für solche Treffen übersteigen in den seltesten Fällen die zuvor zitierten 10.000 US Dollar pro Person und können je nach Belieben sehr schmal oder auch großzügig gehalten werden. In Summe verschlanken sich die Unternehmensausgaben mit einem Remote-Team in der Regel sehr deutlich.

Wer also vollständig remote arbeitet, beschert Arbeitgeber*in eine satte Kostenersparnis. Und auch wenn der Strom, das Wasser, die Heizkosten, der Kaffee, die Getränke und das Obst im Homeoffice von Arbeitnehmer*innen selbst getragen werden, stellt sich in der Regel dennoch auch für sie ein deutliches Plus heraus. Die geringen Transportkosten und die meist fehlenden Verpflegungskosten aufgrund der fehlenden Restaurantbesuche machen sich meist positiv in der Geldbörse bemerkbar.

Takeaway

Virtuelle Teams kommen in Hinblick auf Reise- und Übernachtungskosten billiger als herkömmliche Teams. Weitere finanzielle Vorteile entstehen auch durch die verringerten Kosten der Abwesenheit vom Arbeitsplatz der Teammitglieder. Je weiter geografisch verteilt die Teammitglieder sind, desto größer ist dieser Kostenvorteil.
Auch wenn man den Kostenfaktor Kommunikation und Kommunikationstools berücksichtigt, sind virtuelle Teams in vielen Fällen günstiger als herkömmliche Teams.

Anheuern von Toptalenten

Ein weiterer Grund, der für virtuelle Teams spricht, ist die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeiter*innen aus dem ganzen Land oder gar der ganzen Welt. Während die Arbeitsstelle zu früheren Zeiten in nicht unwesentlichen Teilen von der Postleitzahl des Wohnsitzes abhängig war, ändert sich dies mit der Einführung von Telearbeit schlagartig. Auf einmal endet das Einzugsgebiet für potenzielle Kandidat*innen einer ausgeschriebenen Stelle nicht mehr an der Orts- oder Landesgrenze, sondern es wird theoretisch jedem weltweit die Option angeboten sich für eine spezifische Stelle zu bewerben.
Unternehmen mit ihrem Sitz im Silicon Valley konkurrieren als Arbeitgeber*innen mit großer Konkurrenz um die besten Fachleute. Entscheidet sich solch ein Unternehmen für ein dezentral geführtes, digital kommunizierendes Team, so vergrößert sich der Einzugsbereich der zukünftigen Mitarbeiter*innen und mit ihnen die Chance das geeignete Personal zu einem fairen Gehalt zu finden. Im Gegenzug dazu kann es in kleinen Orten oder Städten schwer fallen geeigntes Fachpersonal zu finden. Wird in solchen Fällen jedoch auf ein Remote-Team gesetzt, vergrößert sich das Einzugsgebiet und die damit einhergehende Chance Topmitarbeiter*innen zu finden ebenso.

Können Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen diesen Faktor bieten, so steigen sie einer Studie zufolge bei über 70% der Mitarbeiter*innen mit einem besseren Image aus. Die Folge davon ist eine größere Wahrscheinlichkeit dieses Unternehmen als Arbeitgeber*in in Betracht zu ziehen.

Takeaway

Ein Remote-Team aufzubauen bietet einem Unternehmen größere Chancen, die besten Angestellten aus der ganzen Welt für sich zu gewinnen und mit ihnen gemeinsam ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Für die Angestellten hingegen bietet sich damit die Chance mehr Freiheit und Selbstverwirklichung zu erleben. Für Unternehmen führt es Studien zufolge zu einem besseren Image.

Diversität als Wettbewerbsvorteil

Gestärkte Mitarbeiter*innen-Loyalität

In der Regel honorieren Angestellte die Option zum ortsunabhängigen Arbeiten sehr stark. Sie wissen diese Freiheit zu schätzen, gehen mit diesem Vertrauensvorschuss sorgsam um und arbeiten deshalb in der Regel motivierter, um eben diesen "Vorteil des Homeoffice" nicht zu verspielen.

Gelebte Nachhaltigkeit

Die Komponente der Nachhaltigkeit scheint auf den ersten Blick nicht zu den relevantesten Treiber*innen virtueller Teams zu zählen. Beim genaueren Blick darauf wird jedoch schnell klar, dass sich der Trend virtueller Teams aus zwei wesentlichen Gründen gut mit der Umwelt, der Nachhaltigkeit und dem allgemeinen, ökologischen Einklang versteht.

Sowohl Kund*innen als auch Mitarbeiter*innen schenken dem Thema vermehrt Bedeutung und wählen bewusst Unternehmen aus, die mit ihren Werten und Visionen übereinstimmen. Einer Nielsen-Studie zufolge greifen 55% der Onlinekund*innen aus über 60 untersuchten Ländern eher zu einem teureren Produkt, sofern es sozial und ökologisch nachhaltig ist und damit besser mit den eigenen Werten übereinstimmt.

Der zweite, nicht minder wichtige Punkt, der aus Nachhaltigkeitssicht ebenso für virtuelle Teams spricht, ist der deutlich reduzierte Energieverbrauch von Personen im Homeoffice. Aufgrund des fehlenden Pendelns konsumieren Remote-Arbeitende deutlich weniger Benzin, stehen weniger in Staus und verursachen demnach weniger Abgabe und Feinstaub.

Eine feine Ausnahme sei an dieser Stelle erwähnt: Wird beim Remote-Work das Dauerreisen mancher digitalen Nomad*innen als Maßstab hergenommen, so geht diese Rechnung definitiv nicht auf. Im Wochentakt den Wohn- und Arbeitsplatz zu verlegen und von einem exotischen Land ins nächste zu hüpfen, hinterlässt einen größeren ökologischen Fußabdruck wie es Pendler*innen auf dem Weg ins Büro tun - dies gilt es in dieser Diskussion selbstverständlich zu berücksichtigen. Dennoch lassen sich auch unter den digitalen Nomad*innen bereits Gruppierungen wie die "Slow Mads" finden. Es sind dies Nomad*innen, die bewusst langsam und damit umweltschonend reisen und trotz ihres Nomad*innenlebens die Nachhaltigkeit verfolgen. 

Förderung von Gesundheit und Work-Life-Balance

Belgische Forscher*innen fanden heraus, dass mit steigendem Anfahrtsweg zur Arbeit die Mitarbeiter*innen unglücklicher sind. Pendeln stresst den Großteil der Menschen und kostet sie jede Menge Zeit und Nerven. Je länger der tägliche Pendler*innenweg umso unzufriedener sind die Personen mit ihrem Leben.
Auch das US-Forschungsinstitut Gallup befragte vor einigen Jahren mehr als 170.000 Amerikaner*innen. Von den Pendler*innen, die täglich über 90 Minuten unterwegs waren, litt jeder Dritte unter Nacken- oder Rückenproblemen.
Der britische Stressforscher David Lewis wiederum maß für eine Studie fünf Jahre lang den Blutdruck und die Herzfrequenz von 125 Pendlern. In belastenden Situationen stieg deren Stresspegel nicht nur stärker als der von Kampfpilot*innen. Sie vergaßen häufig sogar Teile ihres Weges zur Arbeit – die sogenannte „Pendler-Amnesie“. Und der renommierte Schweizer Ökonom Bruno Frey kam zu dem Ergebnis: Wer für den Weg zur Arbeit eine Stunde benötigt, müsste theoretisch 40 Prozent mehr verdienen, um genauso glücklich zu sein wie jemand, der seinen Job direkt um die Ecke hat.
Durch den Wegfall des Fahrtwegs gewinnen Angestellte im Homeoffice nun Zeit und können theoretisch ihre Work-Life-Balance besser optimieren. Vorsicht ist jedoch angebracht, wenn die neugewonnene Zeit mit zusätzlicher Arbeit ersetzt wird und das Arbeitslevel bzw. der Stresspegel damit zusätzlich ansteigen.
In der Praxis erzählen viele Anhänger*innen der ortsunabhängigen Arbeit, dass Ihnen Kleinigkeiten wie 10 Minuten Yoga in der Vormittagspause oder ein Powernap zu Mittag oder eine Kaffeepause mit einem Familienmitglied auf dem Sonnenbalkon wesentlich mehr Zufriedenheit, Gesundheit und Ausgeglichenheit schenken.

Takeaway

Virtuelle Teamarbeit kann vorausgesetzt sie wird richtig eingesetzt, ein Segen für das Wohlbefinden der Angestellten sein.

Gesteigerte Produktivität und Konzentration

Gesunde, zufriedene Mitarbeiter*innen führen in der Regel zu einer gesteigerten Produktivität. Doch die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen ist nicht der einzige Grund für eine möglicherweise höhere Produktivität von Remote-Teams.

Die Aussage "Im Homeoffice lässt es sich konzentrierter arbeiten" dürfte Ihnen bestimmt auch schon zu Ohren gekommen sein. Wissenschaftler*innen haben diesbezüglich nachgewiesen, dass Ablenkung durch laute Kolleg*innen und Lärm im Großraumbüro das konzentrierte Arbeiten im Büro oftmals verhindern. Diese These bestätigt sich noch in einem anderen Kontext. Wann auch immer Büroangestellte davon reden, wichtige Dinge konzentriert und in einer Phase des "Depp Work" voranbringen zu wollen, passiert dies meist besonders früh am Morgen oder spät abends: "Bevor alle anderen kommen und der Bürolärm steigt, nutze ich die Ruhe in der Früh und arbeite die wichtigsten Dinge bereits ab". Gegenteiliges trifft auf einige Angestellte zu, die abends noch freiwllig einige Arbeitsstunden dranhängen, um ungestört an einer wichtigen Präsentation zu arbeiten oder das anstehende Reporting konzentriert zu Ende schreiben zu können.

Diese Erkenntnisse sprechen für die Kraft der Ruhe, wenn es um produktives und konzentriertes Arbeiten geht. Zuhause gibt es nachweislich weniger Störquellen und Lärmbelästigung als im Büro, oder präziser formuliert: Remote-Arbeiter*innen haben wenigstens totale Kontrolle über ihre Störquellen. Fernsehr und Radio können ein- und ausgeschaltet, Fenster geöffnet und geschlossen werden - ganz so, wie man es gerne hätte und es zur aktuellen Arbeitssituation passt. Diese Rückversicherung fehlt in der Regel am Arbeitsplatz, sofern man dort nicht in der Positionen ist, ein Einzelbüro inne zu haben. Quatschende Kolleg*innen, blinkende Drucker, klingelnde Telefone, Pieps- und Klingeltöne an jeder Ecke - das alles ist nur schwer zu beeinflusen und kann den Konzentrationsfluss enorm beeinträchtigen.

Flexibilität führt zu mehr Familienfreundlichkeit

Dieser Aspekt mag Ihnen vielleicht schon länger auf der Zunge gelegen sein: Wie verhält sich das Homeoffice mit der Familienfreundlichkeit? Immerhin fällt der hochgelobte Ruhefaktor im Homeoffice vielleicht flach, wenn drei Kinder im Schulalter zuerst unterhalten und inmitten der COVID-19-Pandemie noch mit Homeschooling unterrichtet werden wollen. Dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen und fordert viel Energie, Aufmerksamkeit und Zeit von den Eltern. Mit flexiblen Arbeitszeiten, klaren Familienstrukturen und einer aufgeteilten Arbeits- und Kinderbetreuungspflicht bieten sich hier dennoch Lösungenoptionen an. Wer zu Hause konzentriert arbeiten muss, sollte Berufliches und Privates möglichst klar trennen und sich ungestörte Arbeitszeiten ohne Kinderbetreuungspflicht oder verpflichtende Hundespaziergänge freihalten - nur dann kann das Arbeiten im Homeoffice langfristig erfolgreich sein und nicht zu einem zusätzlichen Belastungstest werden.

Virtuelle Teams bieten jedoch auch die große Chance die familiäre Infrastruktur wesentlich flexibler betreuen zu können. Wenn Kinder kurz zur Spielgruppe gefahren werden müssen, dann kann dies in einer Pause durchaus schnell erledigt werden. In der Mittagspause den Kühlschrank aufzufüllen und kurz einkaufen zu gehen, ist ebenso bequem möglich. Die Oma kurz anzurufen und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, fällt aus dem Homeoffice wahrscheinlich auch leichter wie aus dem Großraumbüro.

Takeaway

Die Teammitglieder können zu einem großen Teil ihre Tätigkeit sehr flexibel gestalten. Auch wenn die Schlagworte „anytime and anywhere“ in der Realität doch Einschränkungen erfahren, ist die zeitliche und örtliche Flexibilität doch höher als bei herkömmlicher Teamarbeit.

Zusammenfassung

Hier noch einmal in aller Kürze die Vorteile virtueller Teamarbeit in Theorie und Praxis:

Finanzielle Vorteile
Virtuelle Teams kommen im Hinblick auf Reise- und Übernachtungskosten billiger als herkömmliche Teams. Weitere finanzielle Vorteile entstehen auch durch die verringerten Kosten der Abwesenheit vom Arbeitsplatz der Teammitglieder: weniger Mietkosten, weniger Betriebsinfrastrukturkosten, Desksharing (mehrere Mitarbeiter*innen teilen sich aufgrund unterschiedlicher Anwesenheit im Büro einen Büroarbeitsplatz).
Je weiter geografisch verteilt die Teammitglieder sind, desto größer ist dieser Kostenvorteil.
Auch wenn man den Kostenfaktor Kommunikation und Kommunikationstools berücksichtigt, sind virtuelle Teams in vielen Fällen günstiger als herkömmliche Teams.

Teams der besten Köpfe
Teams können aufgrund der Fachkompetenzen zusammengestellt werden, unabhängig von ihrem Arbeits- und Wohnort. Es können auch gut ausgebildetem Personal in abgelegenen Regionen rekrutiert werden und damit der Landflucht bzw. dem Ortssterben vorgebeugt werden.

Diversität
Remote-Work eröffnet nicht nur die Möglichkeit grenzübergreifend die passenden Köpfe einzustellen, sondern aus ihrer Vielfalt und mitgebrachten Diversität zusätzlich zu profitieren.

Gestärkte Mitarbeiter*innen-Loyalität
Mitarbeiter*innen wissen die Freiheit des ortsunabhängigen Arbeitens zu schätzen, gehen mit diesem Vertrauensvorschuss sorgsam um und arbeiten deshalb in der Regel motivierter. > Motivierte und zufriedene Mitarbeiter*innen sind produktiver sowie höhere Qualität und Quantität der Leistung durch stark motivierte Mitarbeiter*innen. Außerdem zeigen Studien, dass es auch weniger Krankenstände gibt, weil Mitarbeiter*innen teilweise auch während einer Krankheit arbeiten.

Transparenz
Da relevante Informationen und Dokumente digital für das gesamte Team zugänglich sind, ist jedes Mitglied jederzeit auf dem gleichen Stand - das verbessert die Arbeitsqualität.

Flexibilität
Die Teammitglieder können zu einem großen Teil ihre Tätigkeit sehr flexibel gestalten. Auch wenn die Schlagworte „anytime and anywhere“ in der Realität doch Einschränkungen erfahren, ist die zeitliche und örtliche Flexibilität doch höher als bei herkömmlicher Teamarbeit.

Zeitersparnis
Für einen Arbeitstag zwei Reisetage – das ist auch bei Arbeitsgruppen innerhalb Österreichs durchaus Realität. Reisezeiten für face-to-face Treffen können reduziert werden.

Außerdem:

Dokumentation
Der Arbeitsporzess wird kontinuierlich digital gespeichert und dokumentiert, neue Teammitglieder können einfacher eingearbeitet werden.

Schneeballeffekt für verbesserte und innovative Methoden
Virtuelle Teams bieten die Möglichkeit innovative Ansätze und Methoden schneller zu entwickeln. Darüber hinaus kann ihre Verbreitung durch den Einsatz virtueller Teams deutlich beschleunigt werden.
Von Wissensinseln zu Wissenskontinenten
Expert*innenwissen fristet in der Praxis sehr oft ein Inseldasein. Innovative Ideen und Ansätze können im Austausch mit anderen Expert_innen viel effektiver weiterentwickelt werden. Virtuelle Teamarbeit bietet die Möglichkeit zum Aufbau professioneller Netzwerke.

Globale Präsenz
Das Team kann von unterschiedlichen Orten aus arbeiten und dabei auch Märkte vor Ort besser bedienen, durch den direkten Kontakt zum Zielmarkt. So entsteht eine bessere Versorgung des Marktes, bessere Betreuung von Kund*innen sowie Kooperationspartner*innen.