Dynamische Systeme - Dynamische Systeme: Unterschied zwischen den Versionen
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\end{aligned}</math> Der Vergleich ergibt, dass aufgrund des Ansatzes der zweite Term auf beiden Seiten bereits übereinstimmt, und <math display="inline">c\left(t\right)</math> erhält man aus: <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Der Vergleich ergibt, dass aufgrund des Ansatzes der zweite Term auf beiden Seiten bereits übereinstimmt, und <math display="inline">c\left(t\right)</math> erhält man aus: <math display="block">\begin{aligned} | ||
c^\prime\left(t\right)\mathrm{exp}-Ft=ht \Rightarrow c\left(t\right)=\int h\left(t\right)\mathrm{exp} \left(F\left(t\right)\right)\mathrm{dt}+k | c^\prime\left(t\right)\mathrm{exp}-Ft=ht \Rightarrow c\left(t\right)=\int h\left(t\right)\mathrm{exp} \left(F\left(t\right)\right)\mathrm{dt}+k | ||
\end{aligned}</math> Damit haben wir die allgemeine Lösung der inhomogenen Gleichung erhalten: <math display="block"> | \end{aligned}</math> Damit haben wir die allgemeine Lösung der inhomogenen Gleichung erhalten: | ||
x | <math display="block"> | ||
x(t)=\left(\int h(t) \exp (F(t)) \mathrm{dt}+k\right) \exp (-F(t)) | |||
</math> | |||
Die Konstante k kann wiederum so gewählt werden, dass gegebenenfalls eine Anfangsbedingung erfüllt wird. Man bezeichnet diese Vorgangsweise zur Bestimmung der Lösung der inhomogenen linearen Differentialgleichung als Variation der Konstanten. Die Lösungsformel kann so interpretiert werden, dass zu einer Partikulärlösung <math display="block">\begin{aligned} | Die Konstante k kann wiederum so gewählt werden, dass gegebenenfalls eine Anfangsbedingung erfüllt wird. Man bezeichnet diese Vorgangsweise zur Bestimmung der Lösung der inhomogenen linearen Differentialgleichung als Variation der Konstanten. Die Lösungsformel kann so interpretiert werden, dass zu einer Partikulärlösung <math display="block">\begin{aligned} | ||
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Betrachten wir etwa die inhomogene Differenzialgleichung <math display="block">\begin{aligned} | Betrachten wir etwa die inhomogene Differenzialgleichung <math display="block">\begin{aligned} | ||
x^\prime\left(t\right)+2\frac{x}{t}=4t | x^\prime\left(t\right)+2\frac{x}{t}=4t | ||
\end{aligned}</math> Zunächst lösen wir mithilfe der Trennung der Variablen die homogene Gleichung <math display="block">\begin{ | \end{aligned}</math> Zunächst lösen wir mithilfe der Trennung der Variablen die homogene Gleichung | ||
x^\prime | <math display="block"> | ||
\frac{ | \begin{array}{r} | ||
\frac{ | x^{\prime}(t)+2 \frac{x}{t}=0 \\ | ||
\end{ | \frac{d x}{d t}=-\frac{2 x}{t} \\ | ||
\frac{d x}{x}=-2 \frac{d t}{t} | |||
\end{array} | |||
</math> Wir integrieren beide Seiten und erhalten – Regeln für den Logarithmus bitte beachten! – <math display="block">\begin{aligned} | |||
\ln{x}=\ -2\ln{t}+c=\ln{\frac{1}{t^2}+c}\ | \ln{x}=\ -2\ln{t}+c=\ln{\frac{1}{t^2}+c}\ | ||
\end{aligned}</math> Wir nehmen links und rechts die Exponentialfunktion: <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Wir nehmen links und rechts die Exponentialfunktion: <math display="block">\begin{aligned} | ||
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\end{aligned}</math> (Die Exponentialfunktion einer Konstanten ist wieder eine Konstante!) Damit haben wir die allgemeine Lösung der homogenen Differenzialgleichung; um nun die inhomogene Gleichung zu lösen, reicht es, eine einzige partikuläre Lösung derselben zu finden, zu dieser kann dann jede beliebige Lösung der homogenen addiert werden. Der Witz ist nun, dass wir für diese partikuläre Lösung die Konstante C als Funktion in t betrachten – also: <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> (Die Exponentialfunktion einer Konstanten ist wieder eine Konstante!) Damit haben wir die allgemeine Lösung der homogenen Differenzialgleichung; um nun die inhomogene Gleichung zu lösen, reicht es, eine einzige partikuläre Lösung derselben zu finden, zu dieser kann dann jede beliebige Lösung der homogenen addiert werden. Der Witz ist nun, dass wir für diese partikuläre Lösung die Konstante C als Funktion in t betrachten – also: <math display="block">\begin{aligned} | ||
x_p=\frac{C\left(t\right)}{t^2} | x_p=\frac{C\left(t\right)}{t^2} | ||
\end{aligned}</math> diese Funktion setzen wir nun in die Differenzialgleichung ein – beachten aber, dass wir jetzt bei der Ableitung die Produktregel anwenden müssen: <math display="block"> | \end{aligned}</math> diese Funktion setzen wir nun in die Differenzialgleichung ein – beachten aber, dass wir jetzt bei der Ableitung die Produktregel anwenden müssen: | ||
\left(\frac{C | <math display="block"> | ||
\left(\frac{C(t)}{t^2}\right)^{\prime}=\frac{C^{\prime(t)}}{t^2}-2 \frac{C(t)}{t^3} | |||
</math> | |||
Diese Ausdrücke für <math display="block">\begin{aligned} | |||
x\left(t\right) \text{ und } x^\prime\left(t\right) | x\left(t\right) \text{ und } x^\prime\left(t\right) | ||
\end{aligned}</math> setzen wir nun in die Differenzialgleichung ein: <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> setzen wir nun in die Differenzialgleichung ein: | ||
x^\prime | <math display="block"> | ||
\frac{C^{\prime | \begin{aligned} | ||
\end{aligned}</math> Nun bleibt von der linken Seite nur mehr der erste Ausdruck übrig – die beiden anderen heben sich weg; (das ist kein Zufall – wenn das in einer Rechnung nicht der Fall ist, dann haben Sie sich verrechnet!) Es bleibt also die Gleichung <math display="block">\begin{aligned} | x^{\prime}(t)+2 \frac{x}{t} &=4 t \\ | ||
\frac{C^{\prime(t)}}{t^2}-2 \frac{C(t)}{t^3}+2 \frac{C(t)}{t^3} &=4 t | |||
\end{aligned} | |||
</math> | |||
Nun bleibt von der linken Seite nur mehr der erste Ausdruck übrig – die beiden anderen heben sich weg; (das ist kein Zufall – wenn das in einer Rechnung nicht der Fall ist, dann haben Sie sich verrechnet!) Es bleibt also die Gleichung <math display="block">\begin{aligned} | |||
\frac{C^{\prime\left(t\right)}}{t^2}=4t | \frac{C^{\prime\left(t\right)}}{t^2}=4t | ||
\end{aligned}</math> Übrig. Diese formen wir um: <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Übrig. Diese formen wir um: <math display="block">\begin{aligned} | ||
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\end{aligned}</math> mit einer zeitabhängigen Koeffizentenmatrix <math display="inline">A\left(t\right)</math> lässt nicht immer eine geschlossene Darstellung der möglichen Lösungen zu. Die allgemeine Theorie nichtlinearer Systeme von Differentialgleichungen der Form <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> mit einer zeitabhängigen Koeffizentenmatrix <math display="inline">A\left(t\right)</math> lässt nicht immer eine geschlossene Darstellung der möglichen Lösungen zu. Die allgemeine Theorie nichtlinearer Systeme von Differentialgleichungen der Form <math display="block">\begin{aligned} | ||
{\vec{x}}^\prime\left(t\right)=f\left(\vec{x}\left(t\right),t\right) | {\vec{x}}^\prime\left(t\right)=f\left(\vec{x}\left(t\right),t\right) | ||
\end{aligned}</math> ist dementsprechend schwierig. Häufig ist das Ziel hier nicht mehr eine explizite Lösung zu finden, sondern das quantitative bzw. qualitative Langzeitverhalten von etwaigen Lösungen zu verstehen. Ein bekanntes Beispiel ist das sogenannte Räuber-Beute Modell <math display="block">\begin{ | \end{aligned}</math> ist dementsprechend schwierig. Häufig ist das Ziel hier nicht mehr eine explizite Lösung zu finden, sondern das quantitative bzw. qualitative Langzeitverhalten von etwaigen Lösungen zu verstehen. Ein bekanntes Beispiel ist das sogenannte Räuber-Beute Modell <math display="block">\begin{array}{r} | ||
x^\prime | x^{\prime}(t)=x(t)(a-\mathrm{by}(t)) \\ | ||
y^\prime | y^{\prime}(t)=y(t)(-c+\mathrm{dx}(t)) | ||
\end{ | \end{array}</math> | ||
in dem <math display="inline">x(t)</math> die Größe der Beute-Population und <math display="inline">y(t)</math> die Größe der Räuber-Population angibt. Alle Konstanten a, b, c und d sind positiv. Je größer die Beutepopulation, desto stärker wächst sie selber (Faktor a), allerdings wächst dann auch die Räuberpopulation (Faktor d). Wenn die Räuberpopulation groß wird so verringert sich die Beutepopulation (Faktor -b), allerdings auch die Räuber-population (Faktor -c).<br /> | in dem <math display="inline">x(t)</math> die Größe der Beute-Population und <math display="inline">y(t)</math> die Größe der Räuber-Population angibt. Alle Konstanten a, b, c und d sind positiv. Je größer die Beutepopulation, desto stärker wächst sie selber (Faktor a), allerdings wächst dann auch die Räuberpopulation (Faktor d). Wenn die Räuberpopulation groß wird so verringert sich die Beutepopulation (Faktor -b), allerdings auch die Räuber-population (Faktor -c).<br /> | ||
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Beispiel 15:<br /> | Beispiel 15:<br /> | ||
<br /> | <br /> | ||
Betrachte die Gleichung <math display="inline">y_{n+1}={\mathrm{ay}}_n+b</math>, wobei a und b konstant seien. Es handelt sich demnach um eine inhomogene lineare Differenzengleichung mit Inhomogenität b. Die allgemeine Lösung des zugehörigen homogenen Gleichungssystems ist bereits bekannt als <math display="inline">{\mathrm{ca}}^n</math> mit beliebiger Konstante c. Des Weiteren se i <math display="inline">a\neq1</math>. Wir erinnern uns, dass die Lösung einer inhomogenen Differentialgleichung die Form hatte: <math display="inline">Partikularlösung + c</math> (Lösung des homogenen Problems) Das Gleiche gilt auch hier. Es genügt eine einzige Partikulärlösung zu finden. Versuchen wir eine konstante Lösung <math display="inline">y</math>, so muss gelten <math display="inline">y=\mathrm{ay}+b</math>, und daher <math display="inline">y=\ \frac{b}{1-a}</math>. Die allgemeine Lösung lautet demnach <math display="block">\begin{aligned} | Betrachte die Gleichung <math display="inline">y_{n+1}={\mathrm{ay}}_n+b</math>, wobei a und b konstant seien. Es handelt sich demnach um eine inhomogene lineare Differenzengleichung mit Inhomogenität b. Die allgemeine Lösung des zugehörigen homogenen Gleichungssystems ist bereits bekannt als <math display="inline">{\mathrm{ca}}^n</math> mit beliebiger Konstante c. Des Weiteren se i <math display="inline">a\neq1</math>. Wir erinnern uns, dass die Lösung einer inhomogenen Differentialgleichung die Form hatte: <math display="inline">\text { Partikularlösung }+c</math> (Lösung des homogenen Problems) Das Gleiche gilt auch hier. Es genügt eine einzige Partikulärlösung zu finden. Versuchen wir eine konstante Lösung <math display="inline">y</math>, so muss gelten <math display="inline">y=\mathrm{ay}+b</math>, und daher <math display="inline">y=\ \frac{b}{1-a}</math>. Die allgemeine Lösung lautet demnach <math display="block">\begin{aligned} | ||
y_n=\frac{b}{1-a}+{\mathrm{ca}}^n | y_n=\frac{b}{1-a}+{\mathrm{ca}}^n | ||
\end{aligned}</math> Ähnlich wie bei den Differentialgleichungen können wir auch hier eine Anfangsbedingung stellen, etwa dass <math display="inline">y_0</math> bekannt sei. Die Konstante <math display="inline">c=y_0-\frac{b}{1-a}</math> liefert gerade die Erfüllung der Anfangsbedingung, und die Lösung lässt sich schreiben als <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Ähnlich wie bei den Differentialgleichungen können wir auch hier eine Anfangsbedingung stellen, etwa dass <math display="inline">y_0</math> bekannt sei. Die Konstante <math display="inline">c=y_0-\frac{b}{1-a}</math> liefert gerade die Erfüllung der Anfangsbedingung, und die Lösung lässt sich schreiben als <math display="block">\begin{aligned} | ||
y_n=\frac{\mathrm{\ \ } 1-a^n}{1-a}b+a^ny_0. | y_n=\frac{\mathrm{\ \ } 1-a^n}{1-a}b+a^ny_0. | ||
\end{aligned}</math> Wir können diese Lösung auch intuitiv verstehen: sei <math display="inline">y_0</math> das Kapital, das auf ein Sparbuch eingelegt wird, a=1+p wobei p der jährlichen Verzinsung entspricht, und b sei ein fester Geldbetrag der jedes Jahr zu Jahresbeginn auf das Sparbuch gelegt wird (ähnlich dem klassischen Bausparvertrag). Nach einem Jahr haben wir <math display="inline">\ y_1={\mathrm{ay}}_0+b</math>, nach zwei Jahren <math display="inline">y_2={\mathrm{ay}}_1+b=a^2y_0+\mathrm{ab}++</math>, das heißt das Anfangskapital wurde zweimal verzinst und der Betrag, der nach einem Jahr auf das Sparbuch kam, wurde einmal verzinst. Entsprechend gilt <math display="block"> | \end{aligned}</math> Wir können diese Lösung auch intuitiv verstehen: sei <math display="inline">y_0</math> das Kapital, das auf ein Sparbuch eingelegt wird, a=1+p wobei p der jährlichen Verzinsung entspricht, und b sei ein fester Geldbetrag der jedes Jahr zu Jahresbeginn auf das Sparbuch gelegt wird (ähnlich dem klassischen Bausparvertrag). Nach einem Jahr haben wir <math display="inline">\ y_1={\mathrm{ay}}_0+b</math>, nach zwei Jahren <math display="inline">y_2={\mathrm{ay}}_1+b=a^2y_0+\mathrm{ab}++</math>, das heißt das Anfangskapital wurde zweimal verzinst und der Betrag, der nach einem Jahr auf das Sparbuch kam, wurde einmal verzinst. Entsprechend gilt <math display="block">y_n=a^n y_0+a^{n-1} b+a^{n-2} b+\ldots+\mathrm{ab}++=a^n y_0+\left(a^{n-1}+a^{n-2}+\ldots+a+1\right) b</math> In der letzten Summe findet sich die Verzinsung der jährlich eingezahlten Beträge. Je später einbezahlt wurde, desto seltener wurde verzinst. Das formal hergeleitete Ergebnis erhält man schließlich aufgrund der bekannten Formel für eine geometrische Summe: <math display="block">\begin{aligned} | ||
y_n=a^ | |||
a^{n-1}+a^{n-2}+\ldots+a+1 = \frac{\mathrm{\ \ }1-a^n}{1-a}. | a^{n-1}+a^{n-2}+\ldots+a+1 = \frac{\mathrm{\ \ }1-a^n}{1-a}. | ||
\end{aligned}</math> Aufgabe 12:<br /> | \end{aligned}</math> Aufgabe 12:<br /> | ||
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\end{aligned}</math> Allerdings gibt es eine gewisse Verzögerung im Bereitstellen des Angebots, so dass das Angebot zum Zeitpunkt n+1 sich immer auf den Preis zum Zeitpunkt n bezieht. Die Nachfrage hingegen reagiert unmittelbar auf den gegebenen Preis. <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Allerdings gibt es eine gewisse Verzögerung im Bereitstellen des Angebots, so dass das Angebot zum Zeitpunkt n+1 sich immer auf den Preis zum Zeitpunkt n bezieht. Die Nachfrage hingegen reagiert unmittelbar auf den gegebenen Preis. <math display="block">\begin{aligned} | ||
A_{n+1}={\mathrm{\ A}}_{\mathrm{min}}+{\mathrm{\ bp}}_n N_{n+1}={\mathrm{\ N}}_{\mathrm{max}}{\mathrm{\ -ap}}_{n+1} | A_{n+1}={\mathrm{\ A}}_{\mathrm{min}}+{\mathrm{\ bp}}_n N_{n+1}={\mathrm{\ N}}_{\mathrm{max}}{\mathrm{\ -ap}}_{n+1} | ||
\end{aligned}</math> Ein Glaubensgrundsatz der Wirtschaftswissenschaft besagt, dass Angebot und Nachfrage zu jedem Zeitpunkt übereinstimmen, und diese Forderung liefert folgende Rekursionsgleichung für den Preis: <math display="block"> | \end{aligned}</math> Ein Glaubensgrundsatz der Wirtschaftswissenschaft besagt, dass Angebot und Nachfrage zu jedem Zeitpunkt übereinstimmen, und diese Forderung liefert folgende Rekursionsgleichung für den Preis: <math display="block">A_{\min }+\mathrm{bp}_n=N_{\max }-\mathrm{ap}_{n+1}</math> oder auch <math display="block">\begin{aligned} | ||
A_{\ | |||
p_{n+1}=\frac{N_{\mathrm{max}}{\mathrm{-A}}_{\mathrm{min}}{\mathrm{\ -\ bp}}_n}{a} | p_{n+1}=\frac{N_{\mathrm{max}}{\mathrm{-A}}_{\mathrm{min}}{\mathrm{\ -\ bp}}_n}{a} | ||
\end{aligned}</math> Diese Gleichung hat die gleiche Gestalt wie jene in Beispiel 15 (nur mit anderen Konstanten), und wir erhalten unmittelbar die Lösung <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> Diese Gleichung hat die gleiche Gestalt wie jene in Beispiel 15 (nur mit anderen Konstanten), und wir erhalten unmittelbar die Lösung <math display="block">\begin{aligned} | ||
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<br /> | <br /> | ||
Aufgabe 15:<br /> | Aufgabe 15:<br /> | ||
Gegeben sei die Differenzengleichung <math display="block"> | Gegeben sei die Differenzengleichung <math display="block">y_{n+3}-6 y_{n+2}+11 y n+1-6 y n=2</math> zu den Anfangsbedingungen <math display="block">\begin{aligned} | ||
y_{n+3}- | |||
y_1=0,y_2=-1,y_3=-4 | y_1=0,y_2=-1,y_3=-4 | ||
\end{aligned}</math> Bestimme die eindeutige Lösung dieser Gleichung. Hinweis: Versuche für die Partikulärlösung den Ansatz <math display="inline">y_n=\mathrm{cn}</math> | \end{aligned}</math> Bestimme die eindeutige Lösung dieser Gleichung. Hinweis: Versuche für die Partikulärlösung den Ansatz <math display="inline">y_n=\mathrm{cn}</math> | ||
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Sei <math display="inline">y_n</math> ein zufälliger Prozess der endlich viele Werte annehmen kann, d. h. für jedes <math display="block">\begin{aligned} | Sei <math display="inline">y_n</math> ein zufälliger Prozess der endlich viele Werte annehmen kann, d. h. für jedes <math display="block">\begin{aligned} | ||
n\geq0\ \text{ gilt } y_n\in\left\{1,\ldots,k\right\} | n\geq0\ \text{ gilt } y_n\in\left\{1,\ldots,k\right\} | ||
\end{aligned}</math> wobei k die Anzahl der möglichen Zustände ist. Diese Werte werden zufällig angenommen, jedoch hängt die Wahrscheinlichkeit, mit der <math display="inline">y_n</math> einen bestimmten Wert annimmt vom Zustand <math display="inline">y_{n-1}</math> zum vorherigen Zeitpunkt <math display="inline">n-1</math> ab – und zwar nur von diesem. Diese Markov-Eigenschaft lautet demgemäß: <math display="block"> | \end{aligned}</math> wobei k die Anzahl der möglichen Zustände ist. Diese Werte werden zufällig angenommen, jedoch hängt die Wahrscheinlichkeit, mit der <math display="inline">y_n</math> einen bestimmten Wert annimmt vom Zustand <math display="inline">y_{n-1}</math> zum vorherigen Zeitpunkt <math display="inline">n-1</math> ab – und zwar nur von diesem. Diese Markov-Eigenschaft lautet demgemäß: <math display="block">P\left(y_n=j \mid y_1=i_1, y_2=i_2, \ldots, y_{n-1}=i_{n-1}\right)=P\left(y_n=j \mid y_{n-1}=i_{n-1}\right)</math> Die Wahrscheinlichkeit von einem Zustand <math display="inline">i</math> in den Zustand <math display="inline">j</math> zu gelangen bezeichnet man als Übergangswahrscheinlichkeit <math display="block">p_{\mathrm{ij}}=P\left(y_n=j \mid y_{n-1}=i\right)</math> Beachte die Reihenfolge der Indizes in der Übergangsmatrix <math display="block">\begin{aligned} | ||
P\left(y_n=j\ | |||
p_{\mathrm{ij}}=P\left(y_n=j\ | |||
P=\left(p_{\mathrm{ij}}\right) | P=\left(p_{\mathrm{ij}}\right) | ||
\end{aligned}</math> In der i-ten Zeile und j-ten Spalte steht die Wahrscheinlichkeit vom Zustand i in den Zustand j zu gelangen. Im folgenden Beispiel werden die Übergangswahrscheinlichkeiten durch ein sogenanntes Markov-Diagramm veranschaulicht.<br /> | \end{aligned}</math> In der i-ten Zeile und j-ten Spalte steht die Wahrscheinlichkeit vom Zustand i in den Zustand j zu gelangen. Im folgenden Beispiel werden die Übergangswahrscheinlichkeiten durch ein sogenanntes Markov-Diagramm veranschaulicht.<br /> | ||
Zeile 302: | Zeile 302: | ||
Fortsetzung Beispiel 18:<br /> | Fortsetzung Beispiel 18:<br /> | ||
Angenommen zum Zeitpunkt 0 befindet sich das System im Zustand A. Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass sich das System zum Zeitpunkt 2 in einem bestimmten Zustand befindet. Identifiziere die Zustände A,B,C mit den Indices 1, 2 und 3. Aufgrund des Satzes von der totalen Wahrscheinlichkeit gilt: <math display="block"> | Angenommen zum Zeitpunkt 0 befindet sich das System im Zustand A. Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass sich das System zum Zeitpunkt 2 in einem bestimmten Zustand befindet. Identifiziere die Zustände A,B,C mit den Indices 1, 2 und 3. Aufgrund des Satzes von der totalen Wahrscheinlichkeit gilt: <math display="block">P\left(y_2=j \mid y_0=1\right)=\sum_{i=1}^3 P\left(y_2=j \mid y_1=i\right) P\left(y_1=i \mid y_0=1\right)=\sum_{i=1}^3 p_{\mathrm{ij}} p_{1 i}</math> Speziell: <math display="block">\begin{aligned} | ||
P\left(y_2=j\ | &P\left(y_2=A \mid y_0=A\right)=p_{\mathrm{AA}} p_{\mathrm{AA}}+p_{\mathrm{AB}} p_{\mathrm{BA}}+p_{\mathrm{AC}} p_{\mathrm{CA}}=0.41 \\ | ||
&P\left(y_2=B \mid y_0=A\right)=p_{\mathrm{AA}} p_{\mathrm{AB}}+p_{\mathrm{AB}} p_{\mathrm{BB}}+p_{\mathrm{AC}} p_{\mathrm{CB}}=0.17 \\ | |||
P\left(y_2=A\ | &P\left(y_2=C \mid y_0=A\right)=p_{\mathrm{AAA}} p_{\mathrm{AC}}+p_{\mathrm{AB}} p_{\mathrm{BC}}+p_{\mathrm{AC}} p_{\mathrm{CC}}=0.42 | ||
P\left(y_2=B\ | \end{aligned}</math> Beachte, dass die Berechnung von <math display="block">P\left(y_2=j \mid y_0=i\right)</math> gerade auf das Element der i-ten Zeile und der j-ten Spalte der <math display="inline">MatrixP^2</math> führt. Allgemein gilt: <math display="block">P\left(y_n=j \mid y_0=i\right)=\left(P^n\right)_{\mathrm{ij}}</math> Das heißt die Berechnung von Übergangswahrscheinlichkeiten für mehrere Zeitschritte erfolgt durch einfaches multiplizieren der Übergangsmatrix mit sich selbst. Am effizientesten berechnet man <math display="inline">P^n</math> mit Hilfe der Eigenwerte von P. Hat die Matrix k verschiedene reelle Eigenwerte <math display="inline">\lambda_i</math>, so lässt sich zeigen, dass der Ansatz <math display="block">P\left(y_n=j \mid y_0=i\right)=\sum a_i \lambda_i^n</math> verwendet werden kann. Für die ersten k Zeitpunkte ist die Berechnung der Überganswahrscheinlichkeiten oft sehr einfach (siehe Beispiel 18). Einsetzen in den Ansatz liefert ein System von k linearen Gleichungen mit k Variablen, durch dessen Lösung die Koeffizienten <math display="inline">a_i</math> bestimmt werden können. | ||
P\left(y_2=C\ | |||
\end{aligned}</math> Beachte, dass die Berechnung von <math display="block"> | |||
P\left(y_2=j\ | |||
P\left(y_n=j\ | |||
P\left(y_n=j\ | |||
Aufgabe 16:<br /> | Aufgabe 16:<br /> | ||
Gegeben sei die Übergangsmatrix einer Markovkette <math display="block">\begin{aligned} | Gegeben sei die Übergangsmatrix einer Markovkette <math display="block">\begin{aligned} | ||
P=\left(\begin{matrix}0&1&0\\0&\frac{2}{3}&\frac{1}{3}\\\frac{1}{\mathrm{16}}&\frac{\mathrm{15}}{\mathrm{16}}&0\\\end{matrix}\right) | P=\left(\begin{matrix}0&1&0\\0&\frac{2}{3}&\frac{1}{3}\\\frac{1}{\mathrm{16}}&\frac{\mathrm{15}}{\mathrm{16}}&0\\\end{matrix}\right) | ||
\end{aligned}</math> Berechne <math display="block"> | \end{aligned}</math> Berechne <math display="block">P\left(y_n=1 \mid y_0=1\right)</math> Für allgemeinere Eigenwertkonstellationen (komplexe Eigenwerte, mehrfache Eigenwerte) werden kompliziertere Ansätze verwendet um <math display="inline">P\left(y_n=j\middle| y_0=i\right)</math> zu berechnen. Für Details sei auf die Literatur verwiesen. Die explizite Berechnung von Wahrscheinlichkeiten ist ein wesentlicher Aspekt bei der Modellierung von dynamischen Systemen mit Markovketten. Viele weitere interessante Probleme, wie die Berechnung von Absorptionswahrscheinlichkeiten und Absorptionszeiten, die Theorie der Random Walks, die Suche nach Gleichgewichtszuständen sowie das Langzeitverhalten von Markovketten können hier nicht erörtert werden. Es sei jedoch erwähnt, dass zur Bestimmung von diversen Wahrscheinlichkeiten die Techniken von Kapitel 3.2 eine große Rolle spielen. Aus mathematischer Sicht besteht also ein enger Zusammenhang zwischen Differenzengleichungen und Markovketten in diskreter Zeit. Für eine ausführliche Darstellung sei wiederum auf Norris (1997) verwiesen. Markovketten spielen in der mathematischen Modellierung eine große Rolle. Häufig finden sie Anwendung in komplexeren Modellen. Speziell seien hier die „Hidden Markov Models erwähnt, die ursprünglich als Modelle zur Spracherkennung entwickelt wurden , sich aber heute in immer mehr Gebieten großer Beliebtheit erfreuen - in letzter Zeit auch im Bereich Finance. Auch Markovketten in stetiger Zeit werden untersucht. Die wichtigsten Vertreter diese Klasse von Modellen sind die Poisson-Prozesse, die aus theoretischer und praktischer Sicht von fundamentaler Bedeutung sind. Typische Anwendungen betreffen die Wartezeit auf das Eintreten von bestimmten Ereignissen (Auftreten eines Defekts in einem Produktionsprozess, Anruf in einem Call-Center, etc.). Ebenfalls in diesen Rahmen, obwohl etwas komplizierter, fällt die Warteschlangentheorie, wo in stetiger Zeit zu einem zufälligen Zeitpunkt bestimmte Aufgaben anfallen, deren Abarbeitung selbst wiederum eine zufällige Zeitdauer in Anspruch nimmt. Für Details sei auch hier auf Norris (1997) verwiesen. | ||
P\left(y_n=1\ | |||
Zusammenfassung Wir haben in diesem Kapitel einige Aspekte von dynamischen Systemen besprochen. Speziell wurde die mathematische Modellierung von deterministischen Systemen in stetiger Zeit (Differentialgleichungen) und in diskreter Zeit (Differenzengleichungen) anhand von vergleichsweise einfachen Beispielen vorgestellt. Die Tatsache, dass alle hier besprochenen Gleichungen exakt lösbar waren soll nicht den Eindruck vermitteln, dass dies immer der Fall ist! Ganz im Gegenteil - der weitaus größte Teil der mathematischen Theorie von Differential- und Differenzengleichungen beschäftigt sich gerade mit der Situation, wo eine explizite Lösung nicht möglich ist. Numerische Methoden sind heute weit entwickelt, und falls überhaupt Lösungen existieren, so kann man häufig mit Hilfe von Computerberechnungen Näherungen zu finden. Zusätzlich wurde anhand von einfachsten Markovketten die Theorie der stochastischen Prozesse angerissen. Die stochastische Modellierung ist oft realistischer als ein deterministischer Ansatz, da nur in den seltensten Fällen alle Einflüsse auf ein System vollständig erfasst werden können. Allerdings wird auch die mathematische Analyse entsprechend schwieriger. | Zusammenfassung Wir haben in diesem Kapitel einige Aspekte von dynamischen Systemen besprochen. Speziell wurde die mathematische Modellierung von deterministischen Systemen in stetiger Zeit (Differentialgleichungen) und in diskreter Zeit (Differenzengleichungen) anhand von vergleichsweise einfachen Beispielen vorgestellt. Die Tatsache, dass alle hier besprochenen Gleichungen exakt lösbar waren soll nicht den Eindruck vermitteln, dass dies immer der Fall ist! Ganz im Gegenteil - der weitaus größte Teil der mathematischen Theorie von Differential- und Differenzengleichungen beschäftigt sich gerade mit der Situation, wo eine explizite Lösung nicht möglich ist. Numerische Methoden sind heute weit entwickelt, und falls überhaupt Lösungen existieren, so kann man häufig mit Hilfe von Computerberechnungen Näherungen zu finden. Zusätzlich wurde anhand von einfachsten Markovketten die Theorie der stochastischen Prozesse angerissen. Die stochastische Modellierung ist oft realistischer als ein deterministischer Ansatz, da nur in den seltensten Fällen alle Einflüsse auf ein System vollständig erfasst werden können. Allerdings wird auch die mathematische Analyse entsprechend schwieriger. | ||
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\end{aligned}</math> <math display="block">\begin{aligned} x^\prime\left(t\right)=\frac{x}{t^2}+e^\frac{-1}{t} | \end{aligned}</math> <math display="block">\begin{aligned} x^\prime\left(t\right)=\frac{x}{t^2}+e^\frac{-1}{t} | ||
\end{aligned}</math> Aufgabe 3<br /> | \end{aligned}</math> Aufgabe 3<br /> | ||
Löse folgende linearen Differentialgleichungen zur Anfangsbedingung <math display="inline">x\left(0\right)=1</math> <math display="block"> | Löse folgende linearen Differentialgleichungen zur Anfangsbedingung <math display="inline">x\left(0\right)=1</math> <math display="block">x^{\prime}(t)=5 x+7</math> <math display="block">\begin{aligned} | ||
x^\prime | |||
x^\prime\left(t\right)=-\mathrm{tx}+e+\mathrm{p}\left(-\frac{t^2}{2}\right) | x^\prime\left(t\right)=-\mathrm{tx}+e+\mathrm{p}\left(-\frac{t^2}{2}\right) | ||
\end{aligned}</math> <math display="block">\begin{aligned} | \end{aligned}</math> <math display="block">\begin{aligned} | ||
Zeile 360: | Zeile 348: | ||
2y_{n+3}-\mathrm{12}yn+2+27yn+1-17yn=0 | 2y_{n+3}-\mathrm{12}yn+2+27yn+1-17yn=0 | ||
\end{aligned}</math> Aufgabe 6<br /> | \end{aligned}</math> Aufgabe 6<br /> | ||
Eine Markovkette kann zwei mögliche Zustände (1 und 2) annehmen. Die Wahrscheinlichkeit in einem Zeitschritt von 1 nach 2 zu gelangen sei gegeben durch <math display="block"> | Eine Markovkette kann zwei mögliche Zustände (1 und 2) annehmen. Die Wahrscheinlichkeit in einem Zeitschritt von 1 nach 2 zu gelangen sei gegeben durch <math display="block">P\left(y_n=2 \mid y_{n-1}=1\right)=\alpha</math> Entsprechend sei <math display="block">P\left(y_n=1 \mid y_{n-1}=2\right)=\beta .</math> Bestimme die Übergansmatrix, zeichne das Markov-Diagramm und berechne die Wahrscheinlichkeiten <math display="block">P\left(y_n=1 \mid y_0=1\right)</math> sowie <math display="block">P\left(y_n=1 \mid y_0=2\right)</math> Aufgabe 7<br /> | ||
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Es sei <math display="inline">y_n</math> das Maximum der ersten n Ausgänge einer Folge unabhängiger Würfelexperimente mit einem fairen Würfel. Ist <math display="inline">y_n</math> eine Markovkette? Berechne die Übergangsmatrix <math display="inline">P</math>. | Es sei <math display="inline">y_n</math> das Maximum der ersten n Ausgänge einer Folge unabhängiger Würfelexperimente mit einem fairen Würfel. Ist <math display="inline">y_n</math> eine Markovkette? Berechne die Übergangsmatrix <math display="inline">P</math>. |
Version vom 23. September 2022, 16:05 Uhr
Dynamische Systeme
Dynamische Systeme In Lektion zwei ging es um die Optimierung eines Systems, indem die Zeit keine Rolle spielt: gesucht wurden Extremwerte einer Funktion oder , allenfalls unter Nebenbedingungen; die Zielfunktion war vorgegeben und unveränderlich, daher wird eine einmal gefundene optimale Lösung immer optimal bleiben. In der Praxis hat man es hingegen häufig mit Systemen zu tun, die sich im Wandel befinden, d.h., die Funktion in der freien Variablen verändert sich mit der Zeit und wird als beschrieben. Solche mit der Zeit veränderliche Systeme werden als dynamisch bezeichnet. Man unterscheidet zwischen deterministischen und stochastischen Systemen. Sind bei einem deterministischen System die Anfangsbedingungen bekannt, so ist der weitere Verlauf in alle Zukunft vorherbestimmt. Solche Systeme können oft mit Differential bzw. mit Differenzen-gleichungen beschrieben werden. Wir werden hier nur die einfachsten Fälle besprechen, um eine Idee von dieser Art der Modellierung zu bekommen. Speziell im Bereich der Finanzmathematik spielen stochastische Prozesse eine große Rolle, wo zusätzlich zur dynamischen Struktur des Systems auch noch zufällige Komponenten ins Spiel kommen. Die allgemeine mathematische Behandlung dieser Probleme ist sehr schwierig, nichts desto trotz sollen hier einige Grundlagen vermittelt werden.
Differentialgleichungen
Bei einer Differentialgleichung wird ein Zusammenhang zwischen einer (unbekannten) Funktion und ihren Ableitungen vorgegeben. „Eine Differentialgleichung lösen“ heißt: alle Funktionen finden, die diesen Zusammenhang erfüllen. Beginnen wir mit einem Beispiel, das uns bereits vertraut ist: in der Finanzmathematik wird gerne mit der exponentiellen Verzinsung begonnen, wo aufgrund der Zinseszinsen das Anfangskapital bei einem jährlichen Zinssatz von entsprechend der Formel wächst. Nehmen wir nun an, wir hätten eine monatliche Verzinsung zum Zinssatz . Das Kapital erhöht sich nun jeden Monat um den Faktor, d.h. nach einem Jahr gilt
In der Abbildung entspricht die horizontale Achse der unabhängigen Variable (der Zeit), und die vertikale Achse der abhängigen Variable (in unserem obigen Beispiel dem Kapital). Das Vektorfeld gibt an jedem Punkt die Steigung an, die eine Lösung der Differentialgleichung dort haben muss. Es ist speziell eine Lösung angegeben, die die Anfangsbedingung erfüllt. Beachte, wie diese Lösung den Pfeilen des Vektorfeldes folgt. Man kann sich leicht überzeugen, dass durch eine Lösung gegeben ist, die obige Differentialgleichung für und die Anfangsbedingung erfüllt. Näheres zur Lösung dieser Differentialgleichung folgt in den nächsten beiden Abschnitten.
Differentialgleichungen erster Ordnung
Eine explizite Differentialgleichung erster Ordnung hat die allgemeine Gestalt
Fall 1:
Beispiel 13:
Populationen, die über einen beliebig langen Zeitraum dem Gesetzt des natürlichen Wachstums folgen, könnten beliebig groß werden („exponentielles Wachstum“). Ein realistischeres Modell mit beschränktem Wachstum wird durch die sogenannte logistische Differentialgleichung beschrieben:
Aufgabe 10:
Verwende die Methode aus Beispiel 13, um die Differentialgleichung des natürlichen Wachstums allgemein zu lösen.
Finde die spezielle Lösung zur Anfangsbedingung
Die Modelle von Beispiel 12 und Aufgabe 10 können herangezogen werden, um das Bevölkerungswachstum oder das Wachstum eines Marktes zu beschreiben. Beachte, dass wenn bei sehr kleinem Niveau begonnen wird, die Lösung der logistischen Gleichung sich zu Beginn ganz ähnlich verhält wie eine Exponentialfunktion (Abbildung 1.2, die unterste Kurve). Nichts desto trotz wird im Laufe der Zeit irgendwann das Wachstum begrenzt (wenn zum Beispiel die Marktsättigung eines neuen Produktes erreicht ist). Der Glaube an ein unbegrenztes exponentielles Wachstum ist in den meisten Fällen unbegründet, auch wenn viele Wirtschaftstreibende dies wohl gerne anders sehen würden.
Fall 3:
Beispiele dazu finden sich in den Wiederholungsaufgaben. Ein besonders wichtiger Fall tritt allerdings auf, wenn . Dann liegt eine sogenannte homogene lineare Differentialgleichung vor. Dem Typ der linearen Differentialgleichung widmen wir aufgrund seiner Wichtigkeit einen eigenen Abschnitt.
Lineare Differentialgleichungen
Darunter versteht man Gleichungen der Form
Die Konstante k kann wiederum so gewählt werden, dass gegebenenfalls eine Anfangsbedingung erfüllt wird. Man bezeichnet diese Vorgangsweise zur Bestimmung der Lösung der inhomogenen linearen Differentialgleichung als Variation der Konstanten. Die Lösungsformel kann so interpretiert werden, dass zu einer Partikulärlösung
Lineare Differentialgleichungen – alternative Rechenmethode
Der oben angegebene Rechenweg erlaubt die Lösung der inhomogenen linearen Differenzialgleichung in einem Schritt; der Formalismus ist allerdings ein wenig sperrig; wir können aber die Methode der Trennung der Variablen auch etwas umständlicher, dafür aber nachvollziehbarer anwenden:
Betrachten wir etwa die inhomogene Differenzialgleichung
Ein weiteres sehr einfaches Wachstumsmodell ist gegeben durch die Gleichung
Aufgabe 11:
Löse die Differentialgleichung
Wir haben in diesem Abschnitt Lösungsmethoden für die allereinfachsten gewöhnlichen Differentialgleichungen erster Ordnung kennen gelernt. Eine natürliche Erweiterung wären Differentialgleichungen höherer Ordnung. In diesen kommt nicht nur x’ vor, sondern auch höhere Ableitung von x. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Schwingungsgleichung:
in dem die Größe der Beute-Population und die Größe der Räuber-Population angibt. Alle Konstanten a, b, c und d sind positiv. Je größer die Beutepopulation, desto stärker wächst sie selber (Faktor a), allerdings wächst dann auch die Räuberpopulation (Faktor d). Wenn die Räuberpopulation groß wird so verringert sich die Beutepopulation (Faktor -b), allerdings auch die Räuber-population (Faktor -c).
Bereits dieses relativ einfache Modell birgt sehr interessante Dynamiken in sich, die allerdings noch ziemlich gut zu verstehen sind. Nur minimal komplexere Modelle führen zu dynamischen Systemen mit mitunter recht eigenartigem Verhalten. In den 80-er und 90-erJahren war die Untersuchung solcher nichtlinearen Modelle unter dem Namen „Chaostheorie“ äußerst populär. Die mathematische Behandlung nichtlinearer Modelle ist schwierig, allerdings werden oft nur diese der Komplexität der Realität halbwegs gerecht. Zuletzt sei noch erwähnt, dass wir hier nur gewöhnliche Differentialgleichungen besprochen haben. Dies bedeutet, es gibt nur eine unabhängige Variable, nach der differenziert wird (in unseren Beispielen die Zeit t). Funktionen von mehreren Veränderlichen werden in der Theorie der partiellen Differentialgleichungen behandelt, ein Gebiet der Mathematik das noch um einiges schwieriger ist, als die ohnehin schon sehr komplexe Welt der gewöhnlichen Differentialgleichungen.
Differenzengleichungen
Differentialgleichungen behandeln dynamische Systeme in stetiger Zeit. Wir wollen uns nun dem Fall zuwenden, dass sich Systeme nicht stetig verändern, sondern nur in diskreten Zeiteinheiten. Wir werden typischerweise nur den Fall betrachten, dass die Zeitpunkte durch natürliche Zahlen wiedergegeben werden, und verwenden entsprechend Indizes, um den jeweiligen Zeitschritt anzugeben. Kehren wir zurück zum Beispiel am Beginn vom ersten Abschnitt, und betrachten wir nicht die kontinuierliche Verzinsung, sondern beschränken wir uns auf die jährliche Verzinsung. Nach einem Jahr wird dem Grundkapital die Verzinsung hinzugefügt, und wir haben . Allgemein gilt in jedem Jahr
Lineare Differenzengleichungen erster Ordnung
Im Gegensatz zu den Differentialgleichungen beschränken wir uns hier weitestgehend auf den Fall von linearen Differenzengleichungen. Wir beginnen mit zwei einfachen Beispielen für inhomogene Differenzengleichungen erster Ordnung (erster Ordnung heißt: es wird nur die Beziehung zwischen und betrachtet).
Beispiel 15:
Betrachte die Gleichung , wobei a und b konstant seien. Es handelt sich demnach um eine inhomogene lineare Differenzengleichung mit Inhomogenität b. Die allgemeine Lösung des zugehörigen homogenen Gleichungssystems ist bereits bekannt als mit beliebiger Konstante c. Des Weiteren se i . Wir erinnern uns, dass die Lösung einer inhomogenen Differentialgleichung die Form hatte: (Lösung des homogenen Problems) Das Gleiche gilt auch hier. Es genügt eine einzige Partikulärlösung zu finden. Versuchen wir eine konstante Lösung , so muss gelten , und daher . Die allgemeine Lösung lautet demnach
Wie lautet die Lösung für obige Differenzengleichung im Falle von ?
Beispiel 16:
Ein einfaches Modell für Angebot und Nachfrage Nimm an die Nachfrage nach einem Produkt hängt linear von seinem Preis p ab:
Die schwarzen Punkte geben den Preis zum Zeitpunkt n bei einem Verhältnis von an. Der Preis startet bei dem doppelten Wert des Gleichgewichts und pendelt dann jeweils um dieses, konvergiert aber langfristig gegen das Gleichgewicht. Der Preis war zu Beginn zu teuer, daher die Nachfrage zu gering, im nächsten Zeitpunkt war der Preis recht günstig und daher die Nachfrage sehr stark, was den Preis wieder in die Höher treibt, usw. Im Szenario wo pendelt sich die Situation langfristig beim Gleichgewicht ein. Ganz anders das Verhalten bei einem Verhältnis von , das in der Abbildung durch Sterne widergegeben wird. Obwohl der Preis sehr nahe am Gleichgewichtszustand startet, werden die Schwankungen von Jahr zu Jahr immer größer. Spätestens ab ist die Gültigkeit dieses einfachen Modells höchst fragwürdig – die vorhergesagten Preise sind negativ! Eine mögliche Schlussfolgerung aus dieser Analyse ist, dass ein Preisgleichgewicht in diesem Modell nur dann erzielt werden kann, wenn die Steigung der Angebotskurve geringer ist als die Steigung der Nachfragekurve. In anderen Worten, die Anbieter müssen auf Preisschwankungen weniger sensibel reagieren als die Konsumenten. An dieser Stelle ist vielleicht eine allgemeine Bemerkung angebracht. Ein mathematisches Modell ist immer nur ein Modell und kein Naturgesetz. Selbst in der Physik wo von Naturgesetzen gesprochen wird, sind sich die Wissenschafter durchaus bewusst, dass ihre Gleichungen nur Modelle sind, welche gewisse Phänomene der Natur mehr oder weniger gut beschreiben, aber niemals die Wirklichkeit vollständig wiedergeben. In einer Wissenschaft wie der Ökonomie, die nicht unbedingt auf wiederholbaren Experimenten beruht, ist entsprechend noch höhere Vorsicht geboten. Das Modell aus Beispiel 15 kann als klassisch bezeichnet werden, aber man tut gut daran sich dessen Grenzen vor Augen zu halten. Offensichtlich ist die lineare Abhängigkeit der Nachfrage und des Angebots vom Preis eine recht starke Forderung, die wenn überhaupt nur in der Nähe eines Gleichgewichtspreises postuliert werden kann. Das Verhalten der Lösung im Falle für große n deutet darauf hin, dass das Modell in diesem Bereich nicht mehr sinnvoll ist. Eine grundlegendere Frage wäre zum Beispiel, bis zu welchem Grade überhaupt davon ausgegangen werden kann, dass sowohl das Angebot als auch die Nachfrage einzig und allein vom Preis abhängen. Die Voraussetzungen, die bei der mathematischen Modellierung eines Sachverhalts getroffen wurden, und die daraus resultierenden Beschränkungen eines Modells sollten niemals aus den Augen verloren werden.
Aufgabe 13:
Finde mögliche Gleichgewichtszustände für die nichtlineare Differenzengleichung
Lineare Differenzengleichungen höherer Ordnung
Die Rekursionsgleichungen im vorigen Abschnitt waren jeweils von erster Ordnung, das bedeutet, dass jeweils nur von abhängt, der Wert zu einem beliebigen Zeitpunkt hängt einzig und allein vom vorherigen Zeitpunkt ab. Bei Differenzengleichungen höherer Ordnung besteht ein funktionaler Zusammenhang, der sich über mehrere Zeitschritte erstreckt. Hier ein Beispiel für eine homogene Gleichung zweiter Ordnung:
Beispiel 17:
Löse die Gleichung Als erste einfache Lösung erkennt man . Um weitere Lösungen zu erhalten hilft ähnlich wie bei Differentialgleichungen wieder ein Ansatz: Versuche eine Lösung der Gestalt und berechne aus der Gleichung. Einsetzen liefert Kürzen von gibt die quadratische Gleichung mit den beiden Lösungen Zwei mögliche Lösungen sind also und Die beiden so erhaltenen Lösungen bezeichnet man als Fundamentallösungen. Schreiben Sie von beiden Lösungen die ersten 4 Folgenglieder auf und kontrollieren Sie, dass die Gleichungen tatsächlich erfüllt sind! Aufgrund der Linearität der gegebenen Gleichungen sieht man leicht, dass ebenfalls jede Linearkombination der Fundamentallösungen
Aufgabe 14:
Eine Rekursionsgleichung zweiter Ordnung liefert die berühmten Fibonacci Zahlen: beginne zweimal mit der Zahl 1, und berechne jedes weitere Folgenglied als die Summe der beiden vorherigen. Formuliere dieses Problem als Differenzengleichung zweiter Ordnung mit Anfangsbedingungen und finde eine explizite Darstellung der n-ten Fibonacci Zahl!
Für inhomogene Differenzengleichungen genügt es wie bei Differentialgleichungen die homogene Gleichung zu lösen und eine Partikulärlösung der inhomogenen Gleichung zu finden. Die homogene Lösung wird so angepasst, dass die Anfangsbedingungen erfüllt werden.
Aufgabe 15:
Gegeben sei die Differenzengleichung
Damit sind wir in der Lage, für gewisse lineare Differenzengleichungen mit konstanten Koeffizienten Lösungen zu bestimmen. Falls das charakteristische Polynom k verschiedene reelle Nullstellen hat liefert die vorgestellte Methode tatsächlich alle Lösungen. Es gibt zwei davon abweichende Fälle: Einerseits können sogenannte mehrfache Nullstellen auftreten, zum Beispiel hat das Polynom
Stochastische Prozesse
Wir haben nun dynamische Systeme sowohl in kontinuierlicher Zeit als auch in diskreter Zeit kennen gelernt. Sowohl für Differentialgleichungen als auch für Differenzengleichungen spricht man von sogenannten Anfangswertaufgaben. Sind zu einem bestimmten Zeitpunkt die Anfangsbedingungen festgelegt, so ist die Dynamik eindeutig vorherbestimmt (auch wenn die Berechnung in vielen Fällen äußerst schwierig bzw. nur näherungsweise möglich ist). In diesem abschließenden Kapitel betrachten wir – sehr oberflächlich! - dynamische Systeme, die sich qualitativ gänzlich anders verhalten. Bei stochastischen Prozessen wird das zeitliche Verhalten eines Systems von Zufällen bestimmt, die eine eindeutige Vorhersage verunmöglichen. Selbst, wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt alles über ein System wüsste, so könnte man für die Zukunft nur prognostizieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit das System jeden der möglichen Zustände annimmt. Wir werden nur den einfachen Fall besprechen, dass ein System endlich viele Zustände annehmen kann. Stochastische Prozesse mit überabzählbar unendlichem Wertebereich sind in der modernen Finanzmathematik von immenser Bedeutung, würden aber den Rahmen dieses Lehrtextes bei weitem sprengen! Beginnen wir mit einem Beispiel. Angenommen ein System kann 3 verschiedene Zustände annehmen. Wenn es sich in Zustand 1 befindet, so kann es entweder dortbleiben, oder sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im nächsten Zeitschritt in Zustand 2 oder Zustand 3 begeben.
In der Abbildung sehen wir den Verlauf eines zufälligen Prozesses, der zwischen den Zuständen 1, 2 und 3 wechselt. Die Folge der ersten 20 Zustände lautet
2 1 3 1 3 3 3 3 2 2 1 2 1 3 3 2 3 1 2 3
Wir haben also , usw. Im Gegensatz zu den Lösungen der Differenzengleichungen aus dem vorigen Abschnitt gibt es hier keine Gesetzmäßigkeit, die angibt, wie die Folge sich fortsetzen wird. Im Gegenteil: die Folge ist vollständig zufällig. Sie wurde simuliert unter der Annahme, dass der Zustand des Prozesses zum Zeitpunkt n jeden der Werte 1, 2 und 3 mit gleicher Wahrscheinlichkeit annimmt, unabhängig davon, welche Zustände der Prozess an allen vorherigen Zeitpunkten annimmt. Im Vergleich zu den deterministischen Systemen des vorigen Abschnitts handelt sich also um das andere Extrem, wo keinerlei Vorhersage über die weitere Entwicklung des Prozesses aus seinem bisherigen Verlauf abgeleitet werden kann. Der folgende Abschnitt behandelt zufällige Prozesse, die etwas mehr innere Struktur besitzen können.
Markovketten
Sei ein zufälliger Prozess der endlich viele Werte annehmen kann, d. h. für jedes
Beispiel 18:
Ein System kann 3 mögliche Zustände A, B und C annehmen. Die Übergangswahrscheinlichkeiten sind durch folgende Matrix gegeben:
In das Diagramm wurden nur die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen verschiedenen Zuständen eingetragen. Man könnte zusätzlich noch mit kleinen Schleifen für jeden Zustand die Übergangswahrscheinlichkeit in sich selbst eintragen. Dies wäre jedoch redundant, da sich diese Wahrscheinlichkeit aus den gegebenen Werten leicht berechnen lässt - das System nimmt zu jedem Zeitpunkt genau einen Zustand an, daher ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Zustand in irgendeinen einen anderen Zustand zu gelangen, immer gleich 1. Diese Eigenschaft überträgt sich auf die Übergangsmatrizen, deren Zeilensummen immer grade 1 ergeben. Aus dem Diagramm erkennt man und und somit muss gelten: entsprechend dem Eintrag in der Matrix.
Nehmen wir an ein System befindet sich zum Zeitpunkt 0 in einem bestimmten Zustand i. Für deterministische Systeme erster Ordnung würde diese Information genügen, um den Zustand des Systems für seine gesamte Zukunft eindeutig vorherzusagen. Dies ist bei einem stochastischen Prozess nicht der Fall, aber unter Annahme der Markov-Eigenschaft kann man zumindest die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit welcher sich das System zu einem späteren Zeitpunkt in einem bestimmten Zustand befinden wird.
Fortsetzung Beispiel 18:
Angenommen zum Zeitpunkt 0 befindet sich das System im Zustand A. Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass sich das System zum Zeitpunkt 2 in einem bestimmten Zustand befindet. Identifiziere die Zustände A,B,C mit den Indices 1, 2 und 3. Aufgrund des Satzes von der totalen Wahrscheinlichkeit gilt:
Aufgabe 16:
Gegeben sei die Übergangsmatrix einer Markovkette
Zusammenfassung Wir haben in diesem Kapitel einige Aspekte von dynamischen Systemen besprochen. Speziell wurde die mathematische Modellierung von deterministischen Systemen in stetiger Zeit (Differentialgleichungen) und in diskreter Zeit (Differenzengleichungen) anhand von vergleichsweise einfachen Beispielen vorgestellt. Die Tatsache, dass alle hier besprochenen Gleichungen exakt lösbar waren soll nicht den Eindruck vermitteln, dass dies immer der Fall ist! Ganz im Gegenteil - der weitaus größte Teil der mathematischen Theorie von Differential- und Differenzengleichungen beschäftigt sich gerade mit der Situation, wo eine explizite Lösung nicht möglich ist. Numerische Methoden sind heute weit entwickelt, und falls überhaupt Lösungen existieren, so kann man häufig mit Hilfe von Computerberechnungen Näherungen zu finden. Zusätzlich wurde anhand von einfachsten Markovketten die Theorie der stochastischen Prozesse angerissen. Die stochastische Modellierung ist oft realistischer als ein deterministischer Ansatz, da nur in den seltensten Fällen alle Einflüsse auf ein System vollständig erfasst werden können. Allerdings wird auch die mathematische Analyse entsprechend schwieriger.
Wiederholungsaufgaben/Übungen
Aufgabe 1
Löse folgende Differentialgleichungen zur Anfangsbedingung
Gib die allgemeine Lösung folgender linearer Differentialgleichungen:
Löse folgende linearen Differentialgleichungen zur Anfangsbedingung
Finde die allgemeine Lösung für folgende Differenzengleichungen
Finde die allgemeine Lösung für folgende Differenzengleichungen höherer Ordnung
Eine Markovkette kann zwei mögliche Zustände (1 und 2) annehmen. Die Wahrscheinlichkeit in einem Zeitschritt von 1 nach 2 zu gelangen sei gegeben durch
Es sei das Maximum der ersten n Ausgänge einer Folge unabhängiger Würfelexperimente mit einem fairen Würfel. Ist eine Markovkette? Berechne die Übergangsmatrix .